Dienstag, 20. Dezember 2011

Törchen Nr. 20: Weiße Weihnacht, Schadenfreude und andere Irrtümer


Weiße Weihnacht, Schadenfreude und andere Irrtümer

Heute Morgen lag eine dünne Schneedecke über die Stadt. Mehr nass als weiß, aber immerhin. Ich habe mich beeilt um die "weiße Pracht" auf die Speicherkarte meiner kleinen Kamera zu bringen. Mit „weißer Weihnacht“ wird es bei uns wohl nichts werden, wenn man den Wetterprognosen glauben kann.

Was hat es überhaupt für eine Bewandnis mit der weißen Weihnacht, was fasziniert viele Menschen daran? Winter und Weihnachten gehören ja schon deshalb zusammen, weil sie zeitlich zusammenfallen. Schnee ist bei uns aber doch eher die Ausnahme. Wenn wir hier einige Tage im Winter Schnee haben, dann ist das doch schon etwas Besonderes. Die letzten beiden Jahre mit viel Schnee darf man nicht zum Maßstab machen. Und wenn es dann ausgerechnet am Heiligen Abend anfängt zu schneien, dann ist es halt ein besonderes Zusammentreffen. Schnee verzaubert die Landschaft, selbst in den Städten. Winterzauber und Weihnachtszauber verstärken sich. Sie schaffen besondere Momente. Sie sorgen vielleicht für mehr Freude als manches Geschenk. Es ist eine Emotionalität, die sich nur schwer erklären lässt. Besonders Kinder warten auf den ersten Schnee. Und wenn der dann ausgerechnet zu Weihnachten kommt, dann ist es einfach perfekt.

Weihnachten und Schadenfreude? Was soll das denn? Schadenfreude ist eine menschliche Schwäche. Aber sie steckt in uns, ich gebe es jedenfalls zu. Wenn man selbst einmal davon betroffen ist, dann ist es nicht so lustig. Je Prominenter die Zeitgenossen, desto größer die Schadenfreude. Als ich heute Morgen ganz kurz in die Zeitung schaute, sprang mir folgende dicke Schlagzeile über die komplette Breite der ersten Lokalseite ins Auge:

Koller nennt Bürgermeister „arroganten Sack“

Weiter habe ich nicht gelesen, schon aus Zeitgründen. Doch ich gestehe, innerlich habe ich gegrölt. Es ist doch immer wieder bemerkenswert, welche Blüten unsere Dorfpolitiker zustande kriegen. Hätte man unseren Bürgermeister als "alten Sack" tituliert, so hätte ich mich ja solidarisch erklärt. Aber die Bürde "arroganter Sack" muss er ohne mich ertragen. Als ich später im Bus saß, nahm mir gegenüber eine Frau Platz, die im Bus regelmäßig einen ersten Blick in die Zeitung wirft. Ich beobachtete sie heute Morgen ganz gebannt beim Aufschlagen der fraglichen Passage in der Zeitung. Und richtig, einen Hauch von Grinsen huschte über ihr Gesicht. Sie las den Artikel dann offensichtlich weiter und ihr Gesicht nahm nun wieder ernstere Züge an. Ich werde den Artikel wohl nicht lesen. Fassade ist das eine, Inhalt das andere.

Ach ja, die morgendliche Busfahrt. Vor mir geisterte eine Person mit sehr auffälligen langen, leicht gekräuselten Haaren durch den Bus. Die Motorik passte nicht so recht zu einer weiblichen Person, die ich hinter diesem Kopf vermutete. Und richtig, beim drehen des Kopfes zeigten sich eindeutig männliche Züge. Dieser Fahrgast hatte sich zunächst ganz vorne in der ersten Reihe beim Fahrer platziert. Dann, überraschend, stand er auf und ging 2 Reihen nach hinten. Dort saßen in einer Vierersitzgruppe bereits 2 Frauen. Er gesellte sich auf einen der beiden freien Sitze dazu. Das von ihm begonnene Gespräch wollte aber nicht recht in Gang kommen. Und so stand er nach nicht einmal einer Minute auf und … gesellte sich zu mir, was naheliegend war, saß ich doch am nächsten dran. Juchhuuuh!!! Er grüßte mich sehr freundlich und ich grüßte entsprechend freundlich zurück. Es war halt ein erheiternder Morgen. „Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor“, warf er in den Raum. Ich sah in fragend und freundlich an, denn bei mir dämmerte es nicht. Ich dachte nur: „Hoffentlich ist das kein Kunde von mir“, und tippte mal auf Drogen. „Waren sie vielleicht mal in Frankreich“, fragte er. Mit einem kleinen Lacher schüttelte ich den Kopf. Damit war für meinem Gegenüber das „Gespräch“ dann auch beendet, er nahm seine große Tasche und zog weiter nach hinten in den Bus. Soweit diese kleine Anekdote. Ich sage ja immer: „Fahre mit dem Bus, dann kannst du was erleben!“

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Wetter um 6 Uhr:
1 Grad, bewölkt, mäßiger Wind, etwas Schnee ist gefallen, aber sehr nass
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In meinem Adventskalender ist heute eine Erdbeere. Ist schon die dritte, aber jede sah etwas anders aus.
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mein heutiger Lauf um 17.10 Uhr
5 Grad, Regen, mäßiger Wind
Distanz: 5,05 Km

Zeitungsaufmacher:
Gemeinsam für die Kleinen
(Zur U3-Betreuung)

Lokalteil:
Koller nennt BM "arroganten Sack"

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