Mittwoch, 30. November 2011

Zauberhafter November?!




Was ist das charakteristische dieses Monats November? Er war trocken; meine Aufzeichnungen weisen nicht einen einzigen Regenlauf aus. Zu Beginn war es sehr mild. An einem Tag kletterte die Temperatur bis auf 20 °C. Im letzten Monatsdrittel gab es an einigen Tagen in den Morgenstunden aber auch die ersten Minustemperaturen bis – 2 °C. Und es gab einige Tage mit Nebel, wobei dieser sich bei uns am Morgen relativ schnell auflöste.

Die Bäume haben einen Großteil ihrer Blätter verloren. Diese Wandlung zeichnet den November aus. Die Landschaft hat ihr Bild verändert. Und die Dunkelheit. Die Mehrzahl meiner Läufe fand bei Dunkelheit statt. Das prägt meinen Eindruck vom Verlauf dieses Monats. Auch wenn es gelegentlich seinen ganz eigenen Reiz hat unter einem Sternendach zu laufen, die kühle Luft zu spüren und das Säuseln des Windes wahrzunehmen. Aber Dunkelheit vermittelt eben auch Kälte. Trotz der ungewöhnlich ruhigen Wetterlage gehört für mich der November daher schon zu den harten Monaten, an dem allerdings die Engel gelegentlich am roten Morgenhimmel Plätzchen backen. Dazu die geheimnisvollen Nebelläufe und der erste klirrend anmutende Bodenfrost.

Ein weiterer Monat des Täglichlaufens. Ich habe das zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Aber manchmal fühlte ich mich schon hundemüde. Es war dann die Herausforderung Körper gegen Geist. Meine manchmal doch sehr schweren Beine mussten wieder einmal etwas mehr als 250 Km zulassen, die sich in der Jahresaddition aktuell auf 2.783 Km summieren. Bleibt uns in 2011 noch der finale Monat Dezember, den ich mit Spannung erwarte, ob er uns besondere Herausforderungen wie Eis und Schnee bringen wird.


Mi. 30.11.2011 - 5,56 Km - der zunehmende Mond und die Venus bestimmen am frühen Abend das Bild am Himmelszelt; Schock: eine alte Schwarzpappel mit Stammumfang von 470 cm ist beschnitten; ob es eine notwendige Erhaltungsmaßnahme ist oder doch das aus eines Baumriesen?
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Di. 29.11.2011 - 8,4 Km - 2. Lauf des Tages um 20 Uhr, bin müde

Di. 29.11.2011 - 5,02 Km - 0 °C, wunderschöner Sternenhimmel um 5 Uhr
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Mo. 28.11.2011 - 3,66 Km - seit ein paar Tagen klettert mein Puls zu Beginn meiner Läufe sehr stark an, um nach einiger Zeit wieder auf normale Werte zu fallen; jedenfalls zeigen das die Aufzeichnungen meines forrunners; subjektiv nehme ich aber nichts wahr
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So. 27.11.2011 - 9,11 Km - Sturm! Umgestürzter Weihnachtsbaum; entsorgte Couch im Naturschutzgebiet Backumer Tal
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Sa. 26.11.2011 - 5,38 Km
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Fr. 25.11.2011 - 14,21 Km - ausnahmsweise fast echtes Novemberwetter: trüb und windig; ganz kurz ein Hauch von Sprühregen, der aber ganz schnell wieder verschwindet
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Do. 24.11.2011 - 8,15 Km
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Mi. 23.11.2011 - 8,09 Km - Nebel; ich vergesse meinen Hausschlüssel einzustecken und habe Glück, dass die Zeitungsbotin mir die Tür aufschließt
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Di. 22.11.2011 - 5,02 Km - weiterhin sehr kaputt
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Mo. 21.11.2011 - 4,41 Km - absoluter körperlicher Tiefpunkt
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So. 20.11.2011 - 4,39 Km
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Sa. 19.11.2011 - 22,75 Km - Blumensaat-Halbmarathon am Baldeneysee; grandioses, aber untypisches Novemberwetter, tolle Landschaftskulisse
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Fr. 18.11.2011 - 3,31 Km
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Do. 17.11.2011 - 3,8 Km
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Mi. 16.11.2011 - 11,56 Km - ruhiger Lauf in den Abend, schön!
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Di. 15.11.2011 - 4,64 Km
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Mo. 14.11.2011 - 5,72 Km Tempotraining
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So. 13.11.2011 - 23,12 Km - 0 °C und Nebel; Straßenlauf durch die Stadt, unter anderem über die für Läufer ungeeignetsten Straßen der Stadt, die aber am frühen Sonntagmorgen menschenleer sind; es geht bis zur Stadtgrenze nach Herne zum Rhein-Herne-Kanal und vorher über die Emscher; am Wasser verschluckt dicker Nebel die Landschaft
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Sa. 12.11.2011 - 4,54 Km
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Fr. 11.11.2011 - 15,33 Km stimmungsvoller Lauf mit untergehender Sonne und aufgehendem Vollmond
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Do. 10.11.2011 - 3,07 Km - Nebel
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Mi. 09.11.2011 _ 6,48 Km
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Di. 08.11.2011 - 5,07 Km - schmerzende Beinmuskulatur
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Mo. 07.11.2011 - 8,43 Km - Straßenlauf durch das „Germanenviertel (Langobarden, Cimbern und Teutonen …); ich stolpere über eine Bordsteinkante, kann aber einen Sturz vermeiden
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So. 06.11.2011 - 13,52 Km - Zum Schulbauernhof über die Henrichenburger Str. bis nach Castrop-Rauxel und zurück durch das Naturschutzgebiet Beckumer Tal;
Magenprobleme und schwere Beine
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Sa. 05.11.2011 - 6,09 Km
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Fr. 04.11.2011 - 9,02 Km - 19 °C wärmster Lauf im November
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Do. 03.11.2011 - 3,67 Km
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Mi. 02.11.2011 - 3,66 Km - kurzer Tempolauf
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Di. 01.11.2011 - 18,73 Km - Zur Hohewardhalde

Sonntag, 27. November 2011

Sturmlauf zum 1. Advent

27. November und der 1. Advent. Fast ungläubig habe ich mich auf dem Kalender heute Morgen vergewissert. Advent? Weihnachtsstimmung? Vor ein paar Tagen gab es dazu auf der Jugendseite in der Tageszeitung einen Artikel mit der Überschrift "Sinnentleerter Geschenkonkel". Gemeint war der "Weihnachtsmann", der aber gar nichts dazu kann. Sind wir es nicht selbst die Sinn oder Unsinn bestimmen?

Als ich um 8.00 Uhr heute Morgen vor die Tür trete, hat es nichts mit Adventsstimmung zu tun. Sinnbildlich ist dann auch noch der von der Hausverwaltung aufgestellte und von den Mietern letztlich bezahlte Weihnachtsbaum umgestürzt. Der Sturm hat ganze Arbeit geleistet. Es ist zwar mit 9 °C an sich sehr mild, aber heftiger Wind lässt es deutlich kälter scheinen.

Nicht nur der Sturm macht den Morgen zu etwas Besonderes. Es ist der Tag nach dem "Derbysieg". Die Leute aus dem Ruhrgebiet wissen was gemeint ist. Selbstverständlich war ich im Stadion und irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich noch voll Adrenalin gepumpt bin. Zur Feier des Tages laufe ich mit meinem Trikot. Das ist kurzärmlig und wird für die nötige Abkühlung sorgen. Ich habe Verständnis für jeden, der das nicht verstehen mag. Muss man aber auch nicht. Irgend einen Tick hat jeder. Mancher, und wohl auch ich, mehrere.

Sturm! Auf offenem Feld schiebt er mich zunächst und ich fliege sozusagen mit. Dann geht es in ein kleines Wäldchen. Zwischen zwei versprengten Häusern haben die Anwohner einen großen Nadelbaum geschmückt, wie im letzten Jahr, als ich den Weg zum ersten Mal gelaufen bin. Der Baum ist eine Pracht und der Weihnachtsschmuck ist offensichtlich mit viel Liebe ausgesucht und angebracht. Ich freue mich sehr darüber.

Die Freude findet ihr jähes Ende, als ich vielleicht einen Kilometer weiter eine entsorgte Couchgarnitur am Wegesrand entdecke. Ich gehe an dieser Stelle über meine Flüche und mein Unverständnis hinweg. Sperrmüllentsorgung ist bei uns kostenlos. Der Sperrmüll kann abgeholt werden oder man bringt ihn in den städtischen Betriebshof. Wo ist der Vorteil für eine solch unsoziale Entsorgungsaktion?

Um meine Entrüstung abzuarbeiten habe ich das Tempo deutlich verschärft, bis ich die Richtung ändern muss, und den Sturm jetzt wieder auf offenem Feld voll gegen mich habe. Der leistet erheblichen Widerstand und verschafft mir kurzfristig eine Gänsehaut.

Von weitem erkenne ich einen mir entgegenkommenden Radfahrer und einen vor ihm rennenden Hund, der offensichtlich Spaß am Spiel mit dem Wind hat. Der ist auch ärodynamischer gebaut als ich und deutlich leichter. Ganz wohl ist mir aber nicht, denn bald werden wir aneinander vorbei laufen. Doch der Halter nimmt den Hund an die Leine. Ich bin durchaus erleichtert und bedanke mich beim Vorbeilaufen. Der Halter schaut brummig drein und die Lippen bleiben verschlossen. Vielleicht mag er einfach meine Farben nicht. Mir soll es egal sein.

Nach gut einer Stunde beende ich einen doch ziemlich zwiespältigen Lauf. Weihnachtsbäume und Sperrmüll im Wald. Hatte ich das nicht schon im letzten Jahr?
http://dietmar-schramm.blogspot.com/2010/11/eiskalter-1-advent.html
"Alle Jahre wieder"; irgendwie stelle ich mir das anders vor.

Mittwoch, 23. November 2011

Glück

Da werden Bücher zum Thema „Glück“ geschrieben und Seminare abgehalten. Ob das Leser und Seminarbesucher glücklich macht? Oder aber vielleicht doch eher die Autoren und Referenten? Macht vielleicht Laufen glücklich? Ich würde da nicht soweit gehen, sondern eher von einem Beitrag zur persönlichen Zufriedenheit sprechen.

Was „Glück“ ist, weiß ich aber seit heute Morgen. Um 4:45 Uhr stand ich nämlich vor der Haustür, in kurzer Laufkleidung, bei 3 °C. Die Haustür war gerade zugefallen, als mir auffiel, dass ich den Haustürschlüssel nicht in der Hand hielt. Sch…ade!

Jetzt war guter Rat teuer. Irgendwann würde jemand raus kommen. Von einem Nachbarn weiß ich, dass er kurz vor 6 Uhr das Haus verlässt, normalerweise. Und auch die Zeitungsbotin kommt kurz vor 6 Uhr, normalerweise. Ich musste ja nicht stehen bleiben und laufen wollte ich ja ohnehin zunächst einmal. Trotzdem ein unschönes Gefühl. Ich lief also los. Nach ein paar Schritten drehte ich mich intuitiv noch einmal um. Der Bewegungsmelder war angesprungen. Die Umrisse einer Person. Ich stürmte zurück. Die Zeitungsbotin war gerade dabei das Haus zu betreten. Sie schaute mich entgeistert an. Ich verzichtete aber auf irgendwelche Erläuterungen. Nur ein dankbare „Guten Morgen“ entfiel mir. Dann schnell in die 2. Etage. Der Schlüssel steckte von außen in der Wohnungstür.

Es wurde ein sehr schöner Lauf bei Nacht und Nebel. Das Hochgefühl hatte sich schon vor dem Laufen eingestellt: Heute ist ein Glückstag! Jedenfalls bis hierher.

Dienstag, 22. November 2011

Blumensaat-Lauf und die ersten Nikoläuse


Einen Blumensaat-Lauf im November? Wenn man den Namen des Laufes vollständig nennt, dann wird es eher verständlich, worum es geht, nämlich um den August-Blumensaat-Gedächtnislauf. Bei August-Blumensaat handelt es sich um einen regional verdienten Läufer.

Es war der 21. Durchgang einer somit schon mit Tradition behafteten Laufveranstaltung des TUSEM Essen, an der ich am vergangenen Samstag teilgenommen habe. Zur Auswahl standen ein 10 Km-Lauf und der Halbmarathon. Ich entschied mich für den Halbmarathon. Angekündigt war ein schneller Lauf. Was mich bewogen hat da kurzfristig und spontan teilzunehmen? Ich wollte mich noch einmal fordern, nachdem ich doch in den letzten Monaten den Eindruck hatte, dass ich bei meinen Trainingsläufen deutlich langsamer geworden bin.

Also auf nach Essen zum Baldeneysee. Die Örtlichkeit an sich ist schon ein Anreiz. Kenne ich doch den Marathon rund um den Baldeneysee als einen sehr schönen Landschaftslauf. Das Wetter zeigte sich keineswegs novemberlich. Strahlend blauer Himmel und satte 13 Grad. Die Veranstalter haben viel Erfahrung mit Laufveranstaltungen und das merkt man in jeder Hinsicht sehr positiv. Alles ist übersichtlich und gut ausgeschildert; die Nachmeldung verläuft zügig und reibungslos. Es ist ein Vorteil, dass eine große Sporthalle zur Verfügung steht. Seine Sachen kann man kostenlos zur Aufbewahrung abgeben. Die Halle bietet genug Raum, um sich vor dem Lauf noch etwas im Innenraum aufzuhalten, was allerdings bei den ungewöhnlich milden Temperaturen nicht ganz so dringlich war.

Da es ja ein schneller Lauf sein sollte, stelle ich mich brav ganz hinten an; schließlich will man ja nicht überrannt werden. Und so machen sich etwa 450 Läuferinnen und Läufer am Samstag kurz nach 14 Uhr auf den Weg. Da ich seit dem Münster-Marathon am 11. September an keiner Laufveranstaltung mehr teilgenommen habe, ist meine Vorstellung von dem was ich laufen kann ziemlich ungenau. Bestzeit ist außer Reichweite, soviel ist klar. Und so renne ich einfach mal los. Im hinteren Teil finden sich drei "Nikoläuse", zwei Läufer und eine Läuferin, mit rotem Mantel samt Kapuze. Lange Hosen tragen sie auch. Wer „fein“ sein will, der muss halt leiden. Glocken waren wohl auch in der Kleidung integriert, denn es bimmelte unaufhörlich. So war ich dann auch nicht traurig, dass die Nikoläuse schneller waren als ich und bald aus meinem Blickfeld verschwanden. Der hintere Teil des Feldes hatte sich schnell auseinander gezogen. Ich lief fast für mich alleine. Es ist halt kein üblicher Volkslauf der „Blumensaat-Lauf“. Mitte November zieht es offensichtlich nur noch die echten Cracks nach draußen, trotz der frühlingshaften Temperaturen.

Es ist wirklich wunderschön am Baldeneysee zu laufen. Das Wasser glitzert in der Sonne. Dazu die spätherbstlichen Farben des Waldes und der Duft von heruntergefallenem Laub. Es war einfach nur herrlich. Doch war ich ja überwiegend angereist, um einen flotten Lauf zu absolvieren. Und so begrenzte dann doch die Stoppuhr das Vergnügen. Die beiden ersten Kilometer lief ich so um die 6 Minuten, die persönliche Bestzeit immerhin in Blickweite. Doch ich merkte schnell, dass das schief gehen würde. Also doch etwas langsamer. Probieren geht über studieren.

Der Blumensaatlauf ist ein Wendepunktlauf. Der Wendepunkt musste beim Halbmarathon zweimal umlaufen werden. Wendepunktläufe finde ich normalerweise öde; nicht aber hier am Baldeneysee. Die schnellen Leute kommen einem bald entgegen und das ist dann auch interessant. Ich war sozusagen auch laufender Zuschauer. Der führende Läufer hatte schon beim ersten Sichtkontakt einen riesigen Vorsprung zum weit auseinander gerissenen Verfolgerfeld. Wenn er das durchhalten könnte, dann war das Rennen sozusagen schon gelaufen, jedenfalls was den ersten Platz angeht. Gut, dass mich das nicht tangierte. Ich laufe ja allenfalls gegen die Uhr. Trotzdem beobachte ich das Feld, ob nicht irgendwann ein bekanntes Gesicht auftauchen würde. Und richtig, da erkannte ich den „schnellen Kilometerfresser Roland“ aus Gladbeck. Spaßeshalber rief ich ihm zu, dass er „Gas geben“ soll. Am Ende war er gut 40 Minuten vor mir im Ziel.

Die zweite Wendemarke am Start bedeute „Halbzeit“. Nur einige Minuten nach meinem Umrunden der Wechselmarke kommt der Führungsläufer. In der Ergebnisliste lese ich später nach, dass dieser eine Zeit von 1:07 Stunden benötigt hat. Unglaublich! Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis der zweite Läufer folgt. Ich hingegen bin noch mehrere Ewigkeiten unterwegs. Ich kann allerdings das von mir gewählte Tempo einigermaßen halten. Nachdem ich den Wendepunkt am Ende der Strecke ein zweites Mal erreicht habe, was dreiviertel der Gesamtdistanz entspricht, tauchen bald vor mir die drei „Nikoläuse“ wieder auf. Am Verpflegungspunkt habe ich sie dann eingeholt. Die Kapuzen haben sie abgenommen. War wohl doch etwas warm.

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass einem die zweite Hälfte bei einem Halbmarathon irgendwie länger vor kommt als die erste Hälfte. Der Kräfteverschleiß macht sich bemerkbar. Zum Glück sind jetzt wieder einige Läufer um mich herum. Das motiviert einem dazu nicht nachzulassen. Ich versuche meine Endzeit abzuschätzen. Irgendwo bei 2:13 Stunden müsste ich eintrudeln. Die letzten beiden Kilometer wollen nicht aufhören. Den See und den Wald nehme ich jetzt nicht mehr so intensiv wahr, wie am Anfang. Aber dann kommt doch der Zieldurchlauf. Für den Fotografen zwacke ich mir für den Bruchteil einer Sekunde ein kleines Grinsen ab. Gleich darauf hechle ich wieder nach Luft. 2:11:57 Stunden sagt die offizielle Zeiterfassung. Ich bin zufrieden. Mehr ging nicht und dann ist es so auch in Ordnung.
Es war ein schöner und interessanter Lauf, bei einer Organisation, die nichts zu wünschen übrig ließ. Ich werde mir die Veranstaltung fürs nächste Jahr mal vormerken!

Freitag, 11. November 2011

Heute ist morgen schon gestern!

Das Leben des Menschen

Das Leben ist
Ein Laub, das grünt und falbt geschwind.
Ein Staub, den leicht vertreibt der Wind.
Ein Schnee, der in dem Nu vergehet.
Ein See, der niemals stille stehet.
Die Blum, so nach der Blüt verfällt.
Der Ruhm, auf kurze Zeit gestellt.
Ein Gras, das leichtlich wird verdrucket.
Ein Glas, das leichter wird zerstucket.
Ein Traum, der mit dem Schlaf aufhört.
Ein Schaum, den Flut und Wind verzehrt.
Ein Heu, das kurze Zeite bleibet.
Die Spreu, so mancher Wind vertreibet.
Ein Kauf, den man am End bereut.
Ein Lauf, der schnaufend schnell erfreut.
Ein Wasserstrom, der pfeilt geschwind.
Die Wasserblas, die bald zerrinnt.
Ein Schatten, der uns macht schabab.
Die Matten, die gräbt unser Grab.

(Georg Philipp Harsdörffer, 1607-1658)

Mittwoch, 9. November 2011

Eine Meile

Eine Meile mindestens müsse ein Streakrunner täglich laufen, damit die Serie erhalten bleibt, habe ich gelesen. Nun kann man es mit solchen Regeln halten wie ein Dachdecker. Eine Meile ist ja nicht viel. Aber im Notfall? Von einem solchen Notfall musste ich heute ausgehen, hatte ich doch nach meinem gestrigen Lauf einen Wadenkrampf bekommen. Das Gehen heute war schon eine Tortour. An Rennen war eher nicht zu denken. Eine Meile aber wenigstens, irgendwie. So habe ich mich dann am frühen Abend doch noch aufgerafft. Die Wade vorher mit einem Kirschkernkissen "bearbeitet", vorsichtige Beweglichkeitsübungen ausprobiert und dann eben raus. Was soll ich sagen, irgendwie hat es funktioniert. Fühlte sich etwas komisch an, steif und dumpf. Nach einer Zeit verschwanden die Schmerzen und es wurde immer besser. Aus der besagten Meile sind dann immerhin vier geworden; das sind immerhin 16 Stadionrunden.

Bevor man es nicht ernsthaft versucht hat, soll man also nicht vermuten, dass es unmöglich ist.

Auch wenn Eigenlob bekanntlichermaßen stinkt, jetzt fühle ich mich richtig gut.

Dienstag, 1. November 2011

Der Morgen nach Halloween




Geister, Hexen und Dämonen der vergangenen Nacht sind fast verschwunden. Jedenfalls weitestgehend. Lediglich vor der Diskothek Moondock grölen noch ein paar Kinder.

Seit 6.00 Uhr bin ich mich auf dem Weg. Es soll von meinem Stadtteil Suderwich im Osten der Stadt Recklinghausen erneut zur Halde Hoheward im Süden der Stadt gehen. Erneut? Genau! Denn bereits am Sonntag war das mein Ziel, welches ich auch erreicht habe. Die Halde mag ich, weil sie am Rande des Stadtteils liegt, in dem ich aufgewachsen bin, in Hochlarmark. Ich mag sie wegen der Aussicht auf die südlichen Stadtteile von Recklinghausen, auf die gesamte Stadt, auf Städte des Kreises Recklinghausen und darüber hinaus bei guter Sicht auf weite Teile des Ruhrgebietes. Die Hertener, auf deren Gebiet die Halde überwiegend liegt, mögen es mir nachsehen. Es ist emotional meine Halde. Inzwischen zieht das "Landschaftsbau Hoheward" viele Besucher auch außerhalb der angrenzenden Stadtteile an. Dazu mögen die "Erschließungsmaßnahmen" des Regionalverbandes Ruhr" maßgeblich beigetragen haben: das Anlegen von befestigten Wegen, Aussichtsplattformen, Obelisk, Horizontalobservatorium (gesperrtwegen Risse in der Konstruktion). Die abwechsungsreiche Bepflanzung ist absolut gelungen und sehr sehenswert. Ich mochte die Halde allerdings auch schon vorher. Die Begehung war da ein kleines Abenteuer und wohl auch nicht ganz erlaubt (hat sich keiner dran gehalten).

Auf diese Halde bin ich am Sonntag hochgelaufen und am heutigen 1. November erneut. Von meiner Wohnung gibt es eine Reihe von Routen durch die Stadt die zum Ziel führen. Die Darstellung hierzu soll aber nicht das Thema an dieser Stelle sein. Das Hochrennen ist für ungeübten sicher anstrengend. Es sind durchgehend 100 Höhenmeter zu überwinden. Das ist durchaus sehr reizvoll und viele Läufer nutzen das Gelände. Im Jahr 2009 habe ich hier zur Vorbereitung auf zwei Laufveranstaltungen im Siebengebirge gezielt trainiert und bin mehrmals hintereinander hoch und wieder runter gelaufen. Heuer ist das kein Thema.

Am Sonntag habe ich mich nach längerer Zeit mal wieder auf die "Hohlarmarker Alpen" begeben. Es war ungewohnt und daher etwas mühselig. Aber es war auch wunderschön. Schon am frühen Morgen leuchtete das Laub der Bäume und Sträucher in vielen Farben. Der Sonnenaufgang blieb zwar zunächst verborgen. Aber die Stille und das Licht sorgten für eine friedliche Morgenstimmung. Ich war nicht der einzigste an diesem Morgen: zwei Fotografen, ein paar Nordic Walker und ein weiterer Läufer kreuzten meinen Weg. Immerhin war es Sonntag und eben noch sehr früh.Genau so wie heute Morgen.

Eine Zeitungsmeldung am Samstag hatte mich elekrisiert, schockiert und fassungslos gemacht. Die Überschrift lautete: "Per Bus auf die Halde." Der RVR, so stand es geschrieben, investiert in den Landschafspark Hoheward. In dieser Woche hat der RVR begonnen eine neue, etwa zwei Kilometer lange Asphaltspur für die Busumfahrung der Halde anzulegen. "Klein- und Reisebusse können vom Zukunftsstandort Ewald (Herten) bis zur Sonnenuhr mit dem Obelisken und dem Horizont-Observatorium fahren. Die zu bauende Auffahrt der Halde ist 800 Meter lang und 6,50 breit, so dass dieses Stück zweispurig befahrbar ist. Dort schließt ein einspuriger Rundweg um die Hauptattraktionen des Landschaftsparks an. Der 1800 Meter lange Ringschluss ist 3,20 Meter breit und nur in eine Richtung befahrbar. Ein Teil davon, etwa 800 Meter, ist bereits in den Vorjahren asphaltiert worden. Die Kosten belaufen sich auf 830.000 Euro. EU und Land werden das Projekt im Rahmen des Ökologieprogramms Emscher-Lippe (ÖPEL) zu 80 Prozent fördern. Weitere 20 Prozent sind Eigenmittel des RVR." Soweit der Bericht auf der Regionalseite der Recklinghäuser Zeitung.

Um mal die geografischen Verhältnisse zu beschreiben: Vom Fuß der Halde bis auf`s Dach sind etwa 100 Höhenmeter zu bewältigen. Dafür stehen gut begehbare Wege und auch Treppen zur Verfügung. Der kürzeste Weg außerhalb der Treppen bemisst etwa 1.200 Meter. Um den Tourismus zu fördern wird Fläche versiegelt - und das aus einem Ökologieprogramm. Welch`ein Hohn. Dafür werden 830.00 Euro verpulvert. Die EU, das Land NRW und der RVR haben immer noch zuviel Geld. Nur für wirklich wichtige Dinge nicht. Hätten die Verantwortlichen das Geld mal für die Instandsetzung der Dorstener Strasse genutzt. Dort fahren zwar schon Busse; doch sie klappern und wanken angesichs katastrophaler Straßenverhältnisse. Der Saalbau an der Dorstener Strasse konnte aus Kostengründen nicht rechtzeitig instand gesetzt werden und steht vor dem Abriss.

Der Reiz der Halde liegt in der Begehbarkeit. Immer wieder mal stehen bleiben, sich umdrehen, den Ausblick genießen, die Botanik bestaunen oder die Vögel am Himmel beobachten. Hinauffahren ist absolut keine Alternative. Es ist einfach nur dösig. Ein weiterer Gesichtspunkt kommt dazu. Bewegung ist gesund. Sitzen im Bus hingegen ist für nen A...!

Zu ändern ist ja nichts mehr. Ein Teilstück ist ja bereits realisiert. Der RVR arbeitet halt im Verborgenen.

Die Gedanken und der Ärger über dieses überflüssige Vorgaben schwirrt durch meinen Kopf, als ich über die Halde laufe. Womöglich ist die Buszufahrt ja nur der Anfang. Vielleicht kommt ja noch eine Sommerrodelbahn und eine Seilbahn dazu. So würde aus dem Landschaftspark dann endgültig ein Rummelplatz. Aber wen interessiert das schon?