Sonntag, 16. Dezember 2012

3. Advent

Selbstbeschränkung

Etwas festhalten wollen und dabei es übererfüllen:
das lohnt der Mühe nicht.
Etwas handhaben wollen und dabei es immer scharf halten:
das läßt sich nicht lange bewahren.
Mit Gold und Edelsteinen gefüllten Saal kann niemand beschützen.
Reich und vornehm und dazu hochmütig sein:
das zieht von selbst das Unglück herbei.
Ist das Werk vollbracht, dann sich zurückziehen:
das ist des Himmels Sinn.
Laotse
_______________________________________________________________________________
Wenn diese Ausführungen je ihre Berechtigung hatten, dann jetzt in der Vorweihnachtszeit. Überfüllte Städte und sogenannte Weihnachtsmärkte. Drängelei und Geschupse auf Bahnhöfen und in den Zügen. Werbeattacken auf allen Kanälen. Wir bekommen den Hals einfach nicht voll. Wollen immer mehr, auch und gerade von uns selbst. Und sind dann erstaunt, dass wir immer unruhiger und unzufriedener werden. Vielleicht hilft da auch ein wenig "Selbstbeschränkung".
________________________________________________________________________________
Lauf heute Morgen: 17,4 Km bei 7 Grad, etwas Regen, reichlich Matsch und Pfützen und mäßigen bis kräftigen Wind.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Winterzauber

Pünktlich mit dem Dezember hat der Winter Einzug gehalten. Vor ein paar Tagen zunächst mit ein paar behutsamen Schneeflöckchen. Sie wollten offenbar nur antesten, ob sie schon willkommen sind. Dann die erste dünne Schneedecke. Und heute hat Frau Holle ganze Arbeit geleistet. Als Läufer freue ich mich über die verzauberte Winterwelt.

Freitag, 07.12.12

Lauf am frühen Nachmittag. Erstmals in diesem Winter bedeckt eine nur hauchdünne geschlossene Schneedecke meinen Weg. Temperauren um den Gefrierpunkt. Stellenweise ist es ziemlich glatt. Jeder Schritt fordert ganze Konzentration. Die Streckenverhältnisse lassen den für heute geplanten langen Lauf nicht zu. Doch ich akzeptiere den Verzicht und genieße einen Hauch von Winter und habe zudem ungeahntes Glück. Wie vor ein paar Tagen komme ich einem Bussard fast an gleicher Stelle ziemlich Nahe, bevor er völlig unaufgeregt die von ihm gewünschte Entfernung wieder herstellt. Schon mit dieser Begegnung hat sich der gerade erst begonnene Lauf schon gelohnt, noch bevor ich in das nahe Wäldchen verschwinde. Es ist reichlich matschig, was durch den dünnen Schnee nur unvollkommen kaschiert wird. Plötzlich - vielleicht 15 Schritte vor mir - queren zwei Rehe meinen Weg. Ich spüre Freude, die sich mit einem Lächeln in meinem Gesicht breit macht. Doppeltes und dreifaches Glück. Welch`ein schöner Lauf.

Samstag, 08.12.12.


Lauf am frühen Morgen. Es sind ein paar Flöckchen dazu gekommen. Immer noch Wenig, doch meine Schritte finden etwas mehr Griff. das Laufen ist einfacher als am Vortag. Und Väterchen Frost erlaubt sich mit - 7 Grad einen spürbaren  Besuch. Bei jedem Schritt knirscht der Schnee. Winter, du rauher Gesell...

Montag, 10.12.12.
Winterlauf? Der Schnee ist am Sonntag abgetaut. Viel hat es dazu nicht bedurft. Jetzt ist es aber wieder um die Null Grad und etwas Schneegriesel begleitet mein Lauf am Abend durch die Dunkelheit.

Mittwoch, 12.12.12

 
Reichlich Schnee für unsere Verhältnisse. Seit dem frühen Morgen hat es geschneit. Vielleicht 7 oder 8 Zentimeter sind zusammen gekommen und sorgen für eine stilechte Winterlandschaft. Da gibt es kein Halten mehr. Läufer muss raus...! Zum Schluss gib es ein paar Wolkenlücken, durch die sich die Sonne mit einem Licht- und Farbspektakel sich verabschiedet. Dazu Schnee, soweit das Auge reicht. Schnee: weiß, kalt und manchmal glatt. Oder war es nur die Schwerkraft, die mich zu Boden befördert? Der Sturz verläuft unspektakulär und glimpflich und es gibt Schlimmeres als in den Schnee zu fallen.Meine gute Laune tangiert das nicht. Gut heute draußen gewesen zu sein. Baldiges Tauwetter ist angekündigt.

Samstag, 1. Dezember 2012

Erloschenes Novemberlicht

Mit dem ersten Dezember hat der Winter kalendarisch Einzug gehalten: Temperaturen etwas über null Grad, gelegentlich etwas Regen mit mäßigem Wind. Grau und uselig. Das erste Törchen im Adventskalender (und weitere Leckerchen) sind längst vertilgt. Trotzdem muss Zeit bleiben um mit ein paar Sätzen den vergangenen, aber noch nicht vergessenen November zu würdigen.

November? Ist das nicht der Monat mit dem trüben Antlitz, rauh, grau und dunkel, mit ersten Vorboten des Winters? Der letzte gestrige Novembertag strafte diesen Attributen der Lüge. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, jedenfalls über weite Strecken des Tages und so auch, als ich am Nachmittag zu meinem letzten Novemberlauf  aufbreche. Als ich vor die Tür trete strömt mir sonnendurchflutetes Licht entgegen. Allerdings ist es mit gerade mal zwei Grad doch schon recht kalt. Meine Laufstrecke begrüsst mich mit spätherbstlichem Glanz. Ich beginne meinen Lauf und habe mir vorgenommen die Distanz eines Halbmarathons in moderatem Trainingstempo zu bewältigen.


Es ist ein wunderbares Laufen. Nachdem ich den Stadtrand verlassen habe wird es ruhig und friedlich. Die Felder, auf denen der Bauer immer noch ewas wächsen lässt, scheinen der Jahreszeit zu trotzen. Die Bäume hingegen haben in den letzten Tagen ihr Laub weitgehend abgeschüttelt. Lange hat es in diesem Jahr gedauert, jedenfalls nach meinem Empfinden und immer gibt es einige Bäume die sich scheinbar von ihrem Kleid nicht trennen können. Aber auch meine beiden Weiden am ersten Bauernhof  haben eingesehen, dass jetzt Zeit ist Abschied zu nehmen. Wie sich doch ihr Aussehen innerhalb eines Monat geändert hat.




Genau ein Monat legt zwischen den beiden Bildern. Jetzt scheint es sich aber doch langsam einzutrüben; so wie die Wettervorhersage es angekündigt hat ziehen die ersten Wolken auf und es wird langsam dämmerig, was aber der Jahreszeit geschuldet ist. Der 31. Oktober war, so zeigt das erste Vergleichsfoto, offensichtlich ein ebenso fantastischer Tag; das Bild ist allerdings am frühen Nachmittag entstanden. Im November vollzieht sich in der Natur der sichtbare Wandel von Herbst zu Winter. Dabei war dieser November überwiegend sanft und mild, ganz im Gegensatz zu seinem Ruf. Ein paar heftige Windstöße und zwei Regenläufe darf ich mein eigen nennen. Es war die Verlängerung von September und Oktober ohne dramatischen Bruch.

Ich bin überwiegend laufend in mich versunken. Dabei wollte ich doch alles noch einmal in mich aufnehmen. So schaue ich jetzt wieder genauer hin und habe großes Glück. Nur etwa 10 Schritte vor mir auf dem Feld ein Bussard. Ohne erkennbare Hast erhebt er sich vor mir; zwei sanfte Flügelschläge reichen und er hat genügend Abstand zwischen uns gebracht. Doch schon bin ich wieder an seinem neuen Landeplatz angelangt. Und dieses Mal fühlt er sich bemüßigt doch etwas mehr Abstand zu dem lästigen Störenfried zu bringen. Was für ein herrlicher Anblick. Solche Begegnungen sind hier selten. Doch in diesem Jahr habe hin und wieder das Glück und gerade meine Beobachtungen im letzten halben Jahr lassen mich vermuten, dass sich Exemplare dieser beeindruckenden Tiere hier in der Nähe angesiedelt haben könnten.

Das Tageslicht macht sich rar. Lange wird es nicht mehr dauern, dann wird es dunkel. Doch noch einmal rafft sich die Sonne auf und durchbricht die aufgezogenen Wolken. Zum letzten Mal in diesem November.

Ich bereite mich innerlich auf die Dunkelheit vor, die mich dann noch etwa eine Stunde begleiten soll. Es ist ein schöner, überaus ruhiger und friedlicher Novemberabend. Ich bin nicht der einzige der laufend unterwegs ist. Zwei einzelne dieser laufenden Spezies begegnen mir. Jeder - und das ist etwas ungewöhnlich - kreuzt zweimal an verschiedenen Stellen meinen Weg.

Inzwischen habe ich die Emscher erreicht. Es ist angenehm, dass sich die Abenddämmerung länger als gedacht hinzieht und ich meinen Weg noch gut im Blick habe. Doch bald schon höre ich die Krähen eher, als dass ich sie sehe. Sie sind ja auch sonst nicht zu überhören. Ich habe den entferntesten Punkt meines Laufes erreicht, ein kleines Stück am Kanal entlang und dann gehts wieder zurück über mir bestens vertraute Feldwege. Der Abend hat Einkehr gehalten, die Dunkelheit hat den Tag verdrängt. Der Weg scheint jetzt noch einsamer, die Luft noch ein wenig kälter. Es geht noch einmal durch kurzes Waldstück und - durch die Bäume hindurch sehe ich schon in einiger Entfernung einen großen beleuchteten Weihnachtsbaum. Den kenne ich schon aus den vergangenen Jahren. Und doch ist es jetzt unvermittelt und überraschend. Erst die alles verschluckende Dunkelheit und jetzt das strahlende Licht in der Einsamkeit. Ich bin angetan, ja begeistert. Es ist eine echte, unverfälschte Stimmung.

Ein Foto hingegen will mir nicht gelingen. Der Akku meines Fotoappartes versagt seinen Dienst. Aber das tut nichts. Es ist jetzt Zeit nach Hause zu laufen. Noch fehlen mir zwei Kilometer für die angestrebte Distanz und ich schlage noch einen kleinen Bogen durch den Dorfkern.Die platschernde alte Wassermühle wird passiert und dann noch an der völlig verdunkelten Sportanlage vorbei. Und dann ist auch mein letzter Novemberlauf des Jahres vorbei.

Keine große Statistik an dieser Stelle. Nur soviel: 14 mal war ich im November Laufen, im Schnitt etwas mehr als 13 Km. Dabei waren vier längere Läufe eben über die Halbmarathondistanz dabei. Mit Überheblichkeit könnte ich sagen, das habe ich jetzt wieder drauf. Mitnichten, ich kenne auch die damit verbundenen Anstrengungen, die gelegentlich neben der Freude auch damit verbunden waren. Indes habe ich damit aber auch eine selbstdefinierte Eintrittskarte gelöst. Viermal im November einen Trainingshalbmarathon, dass war meine Bedingung für die Anmeldung zum nächsten Marathon. Gesagt, getan. Auch angemeldet habe ich mich gestern Abend noch. Doch bis der Lauf am 12. Mai statt findet ist es noch etwas hin. Zunächst erwarten uns die Überraschungen des Winters.