Dienstag, 6. Juli 2010

"Magersüchtige sind sehr willensstark"

Diese Info wurde letztens als ddp-Meldung von unserer Lokalzeitung verbreitet. Die Aufforderung an einen Magersüchtigen "jetzt iss endlich mehr" würde bei dem Betroffenen überhaupt nichts bewirken. Denn man würde schon sehr viel Kraft benötigen, um gegen ein so mächtiges Bedürfnis wie den eigenen Hunger anzukämpfen, so die Erklärung. Ich muss sagen, die gegenteilige Aufforderung an mich, "nun iss doch nicht so viel", bewirkt bei mir ebenso wenig. Ich habe da halt meinen ganz eigenen Willen. Doch keiner würde mich deshalb als in dieser Hinsicht willensstark bezeichnen. Wo ist da eigentlich der qualitative und quantitative Unterschied zu den Magersüchtigen? Nach einiger Überlegung komme ich zu dem Ergebnis, dass sich Willensstärke offensichtlich in Kalorien messen lässt. Wenig Kalorien bedeuten dann wohl viel Willensstärke.
Und umgekehrt ... ? Es ist ein unerquickliches Thema.

Heute habe ich allerding mal heldenhafte Willensstärke bewiesen. Ich hatte heute eine lange Dienstbesprechung. Die hat gut fünf Stunden gedauert; die Mittagspause habe ich schon abgerechnet. Es waren Kekse aufgestellt. Leckere Kekse, wie ich von früheren Besprechungen weiß. Leckere Kekse direkt vor meiner Nase, in Griffweite. Ich war schockiert. Wie sollte das nur Enden? Nehme ich doch seit Sonntag an "Eddy`s Abnehmspiel teil: http://www.eduard-andrae.de/das-abnehmspiel/

Und irgenwie komme ich da auch ohne Kekse nicht recht weiter. Habe am Sonntag mit 73,3 Kg angefangen. Ist am Montag auf 73,7 Kg hochgeschnellt. Ich weiß gar nicht warum. Das müssen noch die Folgen vom Samstag gewesen sein. Heute, am Dienstag, hat sich das Gewicht wieder auf den Stand von Sonntag eingependelt. Ich trete sozusagen auf der Stelle. Und dann die Kekse. Ich war wildentschlossen zu widerstehen. Rechts und links von mir wurde eifrig zugegriffen. Das ist mir ganz schön auf den Keks gegangen. Und ich habe gelitten, so ähnlich wie beim Marathon in der Endphase. Das Zugucken war sozusagen ein Hungermarathon. Böse, böse! Aber Marathonläufer haben schließlich Phantasie. Jedesmal wenn die Kollegen zugelangt haben, habe ich mir vorgestellt wie sie zunehmen. Ich konnte die Bäuche wachsen sehen. War lustig. Oder war das schon der Hungerwahn? Und so habe ich das Durchhalten meinerseits zu einer Art Sport interpretiert. Und noch ein Anreiz hat mich motiviert. Am Ende der Besprechung wollte ich mir dann doch einen einzigen Keks gönnen. Als Belohnung. Dann war Besprechungsende und ich musste mich sputen um noch meinen Zug zu bekomme. Auf den Keks, den ich mir eigentlich verdient hatte, habe ich dann auch noch aus Zeitgründen verzichten müssen. Heute Abend habe ich mich auf die Waage gestellt. Obwohl das nicht zählt; ich wiege mich nämlich immer morgens. Macht ja wohl jeder. Jedenfalls komme ich am Ende des Tages zu dem Ergebnis, dass Zugucken zu einer Gewichtszunahme führt. Die anderen essen, ich leide und nehme zu. Vielleicht übertreibe ich jetzt ein wenig. Das ganze ist jedenfalls ein schwerer Kampf. Vielleicht werde ich im Falle eines Abnehmens meinen Gewichtsverlust in Milligramm angeben müssen? Es bleibt spannend.

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