Montag, 3. März 2008

I werd narrisch!

Bericht vom 2. Lauf der Winterlaufserie Duisburg

Sturmtief Emma lies uns zittern. Doch am Samstagvormittag war es zwar noch stürmisch. Doch hartgesottene Läufer lassen sich davon nicht abhalten. Und so war ich dann auch zuversichtlich, dass die Veranstaltung stattfinden würde. Bei der Hinfahrt durch Gelsenkirchen gab es einen Stau. Die Fußballer von Gazprom Gelsenkirchen empfingen in ihrer Halle den Trupp von Wurstverkäufer Uli Hoeness. Hatte ich vergessen (das Beste was man machen kann). Zum Glück war es nur ein kleiner Stau. 30 Minuten vor dem Start stellte ich dann mein Auto vor dem Wedaustadion ab.

Kurze Laufsachen an und anstellen vor den Toiletten. Viele Männer verschlägt es in die Büsche. Kann man zwar nachvollziehen, weil es einfach schneller geht. Schön ist es aber trotzdem nicht. Es ist das gleiche wie vor Fußballspielen, wenn hunderte sich vor dem Stadion entleeren. Eine kollektive Pis …! Aber so ist das eben.

Das Wetter hat sich deutlich verbessert. Es ist trocken. Die Sonne zeigt sich sogar gelegentlich. Es ist noch sehr windig mit Böen. Aber das wird gehen.

Etwas warmlaufen und dann wie üblich hinten anstellen. Ich habe mir vorgenommen mit etwa 6:10 Min./Km zu beginnen. Nach dem Laufergebnis über 10 Km vor 3 Wochen (59:23 Minuten), hatte der Laufprognoserechner eine Zeit von 1:32:10 ausgedruckt. Irgendwie hatte ich mir schon mehr ausgerechnet, spürte, dass noch Reserven für eine bessere Zeit da sein könnte. Ganz verwegen hatte ich mal spekuliert, wie schnell man auf 10 Km sein muss, um auf 15 Km ein Ergebnis von 1 ½ Stunden erreichen zu können. Etwas unter 58 Minuten hatte der Laufprognoserechner ausgespuckt. Reine Theorie und wohl auch etwas zu schnell für mich. Ich hatte in den drei zur Verfügung stehenden Trainingswochen so getan, als würde ich erneut 10 Km laufen wollen, nur etwas schneller. Intervall- und Tempoläufe waren daran ausgerichtet.

6:12 Minuten nach dem ersten Kilometer. Ich fühlte mich voll ok. Das ging auch noch etwas schneller. Der Wind half im ersten Abschnitt auch etwas mit. Der zweite Kilometer war nach genau 6 Minuten erledigt. Gut so. Aber nicht überziehen.

Ich hatte mich im Feld orientiert. Lief am Ende einer kleineren Gruppe und passte auf, dass ich weg kam, wenn jemand den Anschein machte als wolle er langsamer werden. Ich schaute mir die Läufer an. Direkt vor mir eine Läuferin Namens Christina. Jedenfalls war der Name auf ihrem Laufshirt gedruckt. Christina machte einen kontrolliert konstanten Eindruck. Ein paar Zentimeter größer als ich und sicher 15 Kilo schwerer (bei allem Respekt). Aber sie trampelte den Boden so unter sich weg und sah nicht so aus, als würde sie sich durch irgendetwas aufhalten lassen. So ging es Kilometer für Kilometer. Mal etwas unter, mal etwas über 6 Minuten. Bei 5 Km zeigte die Uhr 30:06 Minuten. Das war doch sehr zügig. Ob das gut geht?

Es ist eine sehr schöne Laufstrecke in Duisburg. Man soll es nicht glauben. Duisburg hat ein anderes Image. Ich kannte das schon vom vergangenen Jahr. Durch den Wald verengt sich der Weg etwas. Das Feld verdichtet sich; es geht auch etwas am Tempo verloren. Aber nicht zuviel. „Gut so“, dachte ich, so kann ich wenigstens nicht überziehen.

Irgendwo bei 8 Km gibt es eine Getränkestation. Vor mir Christina, sie hat Durst. Ich hingegen keine Zeit. Tschüss Christina, die ich danach nicht mehr gesehen habe. Das war keine spontane Idee auf Getränkeaufnahme zu verzichten. Ich hatte mich damit vorher auseinandergesetzt. Es war ja nicht warm und 15 Km gehen vielleicht gerade noch ohne Flüssigkeitsaufnahme. So zog ich an ein paar Läufern vorbei und hoffte, dass ich es nicht bereuen würde.

Kurz nach der 9 Km-Marke hörte ich, dass Klose das 1 : 0 für die Bayern geschossen hatte. War mir aber egal, brauchte die ganze Konzentration für den Lauf.

1:00:24 Stunden bei 10 Kilometer. Bei den zweiten 5 Kilometern war ich langsamer geworden. Aber nur wenige Sekunden. Ich rechnete auch damit, dass ich noch etwas nachlassen würde. Die Frage war nur wieviel.

Ich hatte im Läuferfeld inzwischen neuen Anschluss gefunden. Drei „Veerter Flitzer“ im grünen Trikot boten sich aus meiner Sicht an. Dass sah nach etwas Lauferfahrung aus. Die werden sich ja wohl vorher abgesprochen haben. Sie liefen mein Tempo. Also blieb ich dran. Die Kilometer 11 bis 13 lief ich unter 6 Min./Km. Junge, Junge, wenn das mal gut geht. Der Wind kam jetzt schräg von vorne. „Ja, dass ist jetzt anstrengend“, rief uns ein Ordner zu, als es nach einer Richtungsänderung entlang an der Regattastrecke führte. Der Kollege hatte ja so was von Recht. Das war doch ziemlich hart jetzt, da man die zurückgelegten Kilometer auch schon in den Beinen spürte. Ich wollte an den „Veerter Flitzern“ dran bleiben. Denn die Jungs liefen Wind hin oder her ihr Ding weiter. „Wenn ich das noch einige Zeit schaffe, dann wird das sehr ordentlich“, denke ich und strenge mich an, lasse nicht nach. Inzwischen habe ich einen ziemlich trockenen Mund. Auch damit hatte ich gerechnet. Aber es war noch zum Aushalten. Das Ende nahte ja schon. Aber jetzt kostete es doch Kraft das Tempo zu halten. 1:54:14 Stunden bei Km 14. Die „Veerter Flitzer“ verständigten sich. „5:30“! Damit war wohl die Zeit für den letzten Kilometer gemeint. Hatte ich richtig gehört? Klar, die wollten unter 1:30 Stunden bleiben.

Mir fehlten 14 oder15 Sekunden für die 1:30 Stunden Marke. Was tun? Sofort Gas geben und dann vielleicht einbrechen? Oder vielleicht versuchen gleichmäßig weiter zu laufen und dann auf den letzten 200 m alles raus holen?

Ich hielt mich weiter an die „Veerter Flitzer!“ Das wäre doch gelacht. Eine einmalige Chance eine Marke zu durchbrechen. So ein Kilometer kann aber auch ganz schön lang werden.

Ich sehe das Zieltor. Ich kann schlecht schätzen. Ich habe noch 30 Sekunden bis zu den 1:30. Das geht! Das geht! Ich wird `verrückt. Die „Veerter Jungs“ ziehen ein paar Meter davon; lass sie ziehen. Aber nicht zu weit. Es piept. Die Zeitnahme. Die Uhr stoppen. 1:29:51 Stunden habe ich auf meiner Uhr. Ich werde narrisch. Was habe ich da denn gemacht. 5:36 Minuten für den letzten Kilometer und 29:26 Minuten für die letzten 5 Kilometer. Ich freue mich wie ein Schneekönig, kriege mich gar nicht mehr ein. Ich trinke 3 Becher von dem Getränk, was die fleißigen Helfer des ASV Duisburg verteilen und grinse wie ein Honigkuchenpferd.

Ist das eine schöne Heimfahrt. Ich freue mich auch noch als ich zu Hause ankomme und den ganzen Abend lang. 1:29:50 Stunden sagt die Ergebnisliste des Veranstalters. Genau 5 Minuten schneller als vor einem Jahr. Und was für eine Steigerung gegenüber den 10 Km vor drei Wochen.

Sonntag! Zeit wieder auf den Teppich zu kommen. Ich bin wie verkatert. Habe einen Brummschädel (garantiert keinen Alkohol). Der Körper ist wie ausgewrungen. Die Beine sind schwer. Aber alles in Ordnung. Keine Verletzung. Praktisch keinen Muskelkater. Gut ist.

Inzwischen habe ich einen kleinen Regenerationslauf hingelegt, 6,3 Km. War absolut unproblematisch. Jetzt bin ich auf den Halbmarathon in knapp 4 Wochen gespannt. Jetzt erkennen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Aber klar, dass ich motiviert bin da auch noch einen ordentlichen Lauf hinzulegen.

War neugierig und habe in der Ergebnisliste nachgeschaut. Christina ist eine Läuferin aus der pfundigen Altersklasse 35 und hat nach der Getränkeaufnahme gut 6 Minuten verloren. Das waren wohl noch harte Kilometer. Die „Veerter Flitzer“ (AK 35 und 45) haben die 1:30 Stundenmarke um 5 Sekunden überschritten; waren also etwas vor mir gestartet. Trotzdem danke Jungs! Ohne Euch wäre es für mich viel schwerer geworden.

Keine Kommentare: