Sonntag, 5. September 2010

20/38: Im zweiten Anlauf




Letztlich hatte ich mir vorgenommen heute Morgen sehr früh mit meinem langen Lauf zu beginnen. Doch als ich gegen sechs Uhr wach werde, bin ich wie gerädert. Auch der Versuch durch etwas Gymnastik in Schwung zu kommen bringt nichts. Ich starte durch bis ins Bett. Ich liege noch keine fünf Minuten, da klingelt das Telefon. Mein Schatz ist dran und ich muss erstmal mit einem Mißverständnis aufräumen. Ich laufe heute keinen Marathon!

Ich mache aus der Not eine Tugend und beschließe um 10.00 Uhr loszulaufen. Das entspricht der Startzeit für meinen Marathon im Oktober. Es wird normal gefrühstückt und um 10.00 Uhr geht es mir besser als vier Stunden zuvor.

Herrliches Wetter! Sonnig und 16 Grad, kühler aber nicht zu starker Wind.
32 Km habe ich mir vorgenommen. Ich habe die vielen Kilometer der Woche in den Beinen. Das wird kein Honigschlecken. Das Auto habe ich an meinem Startpunkt abgestellt und Wasserrationen für jede zweite Runde vorbereitet, das sind etwa 6,35 Km. Nach einem Kilometer ziehe ich mein kurzärmliges TShirt aus. Ich habe noch etwas ärmelloses drunter. Es war so in der Sonne zu warm. Im Schatten hingegen ist es sehr frisch.

Nach knapp 16 Km kommen mir Spaziergänger entgegen, darunter eine Arbeitskollegin, die bis vor einigigen Jahren selbst Marathon gelaufen ist. "Bist du gleich fertig?" höre ich. Ich muss wohl schon ziemlich fertig aussehen, dabei habe ich doch noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Aber es ist schon so, dass es mir nicht gerade leicht fällt. Es sind heute hart erkämpfte Kilometer.

Ein paar Runden Kilometer weiter spricht mich eine Seniorin mit Rollator an. Ob ich den Weg zum Zahnarzt wüßte, dabei zeigt sie in die Richtung, aus der ich gerade komme. Na, da gibt es tatsächlich einen Zahnarzt, der aber am heiligen Sonntag wohl keine Hand anlegen wird. Nein, nein, sie habe erst Morgen einen Termin und wolle schon mal gucken, erklärt sie einem vielleicht begriffsstutzigem Kautz, der bei der Kälte in kurzen Klamotten rumrennt.

Eine Runde weiter kommt mir zum dritten Mal ein älteres Pärchen (mein Alter)entgegen. "Sie haben aber eine Kondition," entfährt es der Frau. Das geht runter wie Öl, ich bedanke mich und bin eigentlich restlos kaputt. Ich schaue auf meine Uhr. Ich laufe seit zweieinhalb Stunden. Da liegt noch einiges vor mir.

Aber jetzt habe ich die siebte Runde geschafft und bin schon soviel gelaufen wie am Freitag. Mein Ziele werde ich nicht aufgeben. Mein Ziel sind heute 32 Km. Nach der achten Runde gibt es zum letzten Mal einen Becher Wasser. Nach der neunten Runde schnappe ich mir den Fotoapparat aus dem Auto und ich muss ein Steinchen aus dem rechten Schuh entfernen. Ein Horror. Ich bin fertig mit mir, verdrehe ganz leicht das rechte Knie und denke es ist Schluss. Aber mit ein paar vorsichtigen Bewegungen bekomme ich es wieder hin. Die letzte Runde geht dann relativ gut. Klar, das Ende ist in Sicht. Nach 32,1 Km bin ich am Ziel und habe mein Soll erfüllt. Jetzt fehlen noch 10 Km bis zum Marathon. Heute hätte ich es mir nicht vorstellen können noch 10 Km dran zu hängen. Aber immerhin habe ich am Ende ja auch gut 80 Wochenkilometer in den Beinen und noch einen Monat Zeit. In der kommenden Woche werde ich wohl etwas weniger laufen. Es war heute hart. Auf dem Heimweg kann ich aber schon wieder grinsen.

4 Kommentare:

Eddy hat gesagt…

Noch einer, der unter die Video-Blogger geht? Ich find' das große Klasse!

Und: wenn Du Dich in der Woche vor dem Marathon schonst, werden die 42 km für Dich kein Problem sein. Bei 80 Wochenkilometern hingegen wär ich bei einem 32-km-Lauf auch am Ende ;-)

Gute Regeneration und einen guten Start in die neue Woche!

Running Wiesel hat gesagt…

Hallo Eddy,

das mit dem Video habe ich ja von dir abgekupfert, ist klar. Ist gar nicht so leicht, auf freiem Feld eine "Rede" zu halten, insbesondere wenn der Sauerstoff nahezu aufgebraucht ist. Bin jetzt aber schon wieder guter Dinge. Die Laufschuhe bleiben heute aber im Schrank.

Dir auch einen guten Start in die Woche.

Gruß
Dietmar

Gerd hat gesagt…

Ich konnte mir im Training auch nicht vorstellen noch ein paar Kilometer weiter zu Laufen. Selbst bei 36 Kilometern denke ich immer, noch 6 weitere kriege ich doch nie gebacken.
Im Rennen selbst ist das nie ein Thema. Da winkt das Ziel. Der Triumph. Und vor allem die Anerkennung. Das macht so viel aus, dass Du es locker schaffst.
Da bin ich mir ganz sicher!

Running Wiesel hat gesagt…

Danke für deinen Zuspruch Gerd. Ich bin ja auch vorsichtig optimistisch. Noch drei Wochen ordentlich Kilometer machen und dann ein vernünftiges Tapering. Dann sind die Beine hoffentlich nicht so schwer wie derzeit. Ich freue mich schon auf den Start, denn den habe ich mir in den letzten zwei Monaten schon fast verdient.