Montag, 30. Juli 2007

Regen macht beim langen Lauf schlapp!


Meine Gedanken beim langen Lauf am Wochenende

Kurz vor sechs. Es regnet. Das kann ja heiter werden. Der lange Lauf steht an. Und gerade für heute habe ich mir einiges vorgenommen.

Vor einer Woche war ich 25,2 Km gelaufen. Geht jetzt vielleicht schon mehr? Ich laufe erstmal los. So heftig ist es mit dem Regen ja nicht. Die Wolken am Himmel sehen aber bedrohlich aus. Da kommt noch was. Nachts muss es schon aus Kübeln gegossen haben. Die Strecke ist von Pfützen übersäht.

Meine Gedanken fangen an zu kreisen. Die letzte Woche. Ich will das jetzt nicht. Es ist Wochenende. Von oben kommt Ablenkung. Die Himmelsschleusen öffnen sich jetzt richtig. Das kann so nicht gut gehen. Ich werde aber die eine Runde zu Ende laufen. Ich habe ja noch den Sonntag als Reserve.

Kalt ist es ja nicht. Circa 16 Grad. Ende Juli! Für eine Runde ziehe ich doch keine Laufschuhe an. Eine zweite Runde kann nicht schaden. Mit dann gelaufenen 6,3 Km wäre der lange Lauf morgen noch nicht gefährdet. Obwohl, gestern waren es schon 100 Minuten Laufzeit. Jetzt und morgen wieder? Drei Tage hintereinander sind mir eigentlich zuviel. Wie viel laufe ich in dieser Woche eigentlich. 44 Km bis gestern. Wenn ich jetzt die 60 Km voll mache, dann ist das schon recht ordentlich. Es wäre dann aber kein richtig langer Lauf dabei gewesen.

Ich bin noch in der dritten Runde und klatsch nass. Viel habe ich ja auch nicht an. Kurze Laufsachen eben. Der Regen ist eigentlich gar nicht so schlimm. Wasser halt. Aber heute wie geplant mindestens drei Stunden laufen oder sogar vier? Ich werde frieren, mich erkälten oder vielleicht Schlimmeres. Der Regen prasselt auf mich nieder. Kein Erbarmen. Der will mich fertig machen. Er fordert mich zum Kampf auf. Was, wenn es beim Berlin-Marathon so regnet? Kurz vor Ende der Runde komme ich an mein Auto vorbei. Dort habe ich meine Trinkbecher vorbereitet. Wasser eben. Was denn sonst. Ich hole ein Becher aus dem Kofferraum, nehme einen tiefen Schluck und laufe mit dem Rest weiter. Das Wasser tut gut. Das Wasser aus dem Becher versteht sich. Es gibt also noch mindestens eine Runde. Der Regen ist noch stärker geworden. Wann bin ich eigentlich eigentlich mal so richtig nass geworden. Ich erinnere mich. Vor einigen Jahren auf dem Fahrrad. Damals habe ich noch in Castrop-Rauxel gearbeitet. Es war eine schöne Zeit. Häufig bin ich mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Einmal auf dem Rückweg hat mich voll ein Gewitterschauer erwischt. So heftig kann keine Dusche sein. Heute regnet es aber auch nicht schlecht. Mehr als nass geht nicht. An einigen Pfützen komme ich nicht mehr vorbei. Da muss ich dann wohl durch. Die Nässe in meinen Schuhen ist warm (iii). Das Wasser aus den Pfützen ist kalt (brr). Das macht den Unterschied. Einige Hundeausgehführer kommen mir entgegen. „Der ist ja wohl völlig durchgeknallt“, werden die denken. „Ihr müsst raus, weil Eure Hunde mal müssen“, denke ich zurück und laufe unverdrossen weiter.

Ich fange an zu rechnen. „Wenn ich 7 Runden schaffe, dann sind das immerhin 22 Km. Ein kleiner langer Lauf und eben noch akzeptabel.“ Die ersten vier Runden sind gerade geschafft. Das Doppelte wären 25,2 Km. Das ist noch weit. Ich beschließe jetzt nur noch von Runde zu Runde zu denken oder besser gesagt zu laufen. Noch ist mir nicht kalt. Nur der Wind auf dem freien Feld ist unangenehm. Kann man sich an Regen gewöhnen. Ich habe mich damit abgefunden und es stört mich jetzt nicht mehr. Nach der fünften Runde gibt es wieder Wasser aus dem Becher. Jetzt holt der Regen voll aus. „Hör mal, das wird nichts“, fluche ich innerlich und meine den Regen, der mich heute nicht stoppen wird. Es ist aber richtig ekelig. Aber der Himmel wird etwas heller. Nach 2:20 Stunden hört es auf zu regnen. Ich bin sauer: „Was soll das jetzt? Das hilft jetzt auch nicht mehr.“ Ich will dem Regen trotzen und er lässt mich jetzt kläglich im Stich. Nach etwa zehn Minuten fängt es aber wieder an zu regnen. Aber das ist nur noch eine schwache Vorstellung. Außerdem kann ich das so nicht akzeptieren. Aufgehört ist aufgehört.

Noch zwei Runden. Langsam geht der Puls jetzt nach oben. Bin ich schneller geworden? Oder ist es nur die schon zurückgelegte Strecke? Noch zwei Kilometer. Dann habe ich schon mal die 22 als Minimalziel geschafft. Es zieht sich jetzt. Ich mag nicht mehr. Und die alten Zweifel. Wie kann ich viel weiter und dann auch noch schneller laufen? Eine Frage, auf die ich in dem Moment keine Antwort habe. Außer die Erfahrung, dass es eben doch geht.

Regnet es noch? Ich weiß es fast nicht mehr. Der Akku ist leer. Was treibt mich jetzt noch nach vorne? Ich muss jetzt aber auch zu Ende laufen. Es gibt jetzt keine Abkürzung mehr. Zum letzten Mal „sprinte“ ich über die „Sachsenstrasse“. Noch 250 Meter. Und dann halte ich endlich meine Stoppuhr an. Die Zeit interessiert mich am wenigsten. 74 % als durchschnittliche Herzfrequenz sind der wichtigere Wert. Ich halte das für in Ordnung. Am Auto trinke ich die beiden gefüllten Wasserbecher, für die ich meinen Lauf nicht mehr unterbrochen habe. Ich habe die 25,2 Km geschafft, habe den Regen und mich selbst besiegt.Für die nächsten Stunden bin ich vom Regen aber auch sonst erstmal bedient.

Am Sonntagmorgen hat es auch wieder geregnet. Der Regen war aber wohl etwas kälter. So gesehen war die Entscheidung am Samstag durchzulaufen schon richtig!

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