Montag, 23. Juli 2007

Fressen Pferde Pflaumen?


Der lange Lauf am Wochenende ist geschafft. 25,2 Km in 8 Runden, immer durchs Dorf. Als ich kurz vor 4.30 Uhr (!) meine Laufsachen überstreife, meldet sich eine ziemlich müde und etwas mürrische Stimme aus dem Hintergrund: „Es regnet ein bisschen.“ „Ok“, „ich laufe dann ohne Brille“, erwidere ich. Das ist eine ganz praxisorientierte Antwort. Denn Regentropfen auf der Brille sind etwas ganz abscheuliches. „Ich bin gegen 8.00 Uhr wieder zurück“, erkläre ich noch zur Beruhigung und bin dann auch schon weg. Als ich nach draußen trete ist es noch ziemlich dunkel. Aber es ist schönstes Laufwetter: angenehm kühl, kaum Wind und von Regen keine Spur.

Langsam laufen, der Puls im günstigen Fettverbrennungsbereich, das ist die heutige Trainingsaufgabe. Das heißt für mich etwa 8 Minuten pro Kilometer. Viel Zeit für mehr als 25 Km, viel Zeit zum Nachdenken. Ich lasse die vergangene Woche Revue passieren. Einige Dinge waren gut, über andere könnte ich mich noch heute ärgern. Wenn ich laufe löst sich Ärger meist sehr schnell in Luft auf. Ein ganz wichtiger Grund fürs Laufen.

Ich versuche gleichmäßig zu laufen und achte immer wieder auf den Puls. Inzwischen kündigt sich der Sonnenaufgang an. Im Osten färbt sich der Himmel rot. Es ist immer wieder ein eindrucksvolles Erlebnis.

Ich laufe und laufe. Das hört sich eintönig an. Ich empfinde es aber nicht so. Jedenfalls für lange Zeit nicht. Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Ich bin um 7 Sekunden pro Kilometer zu schnell. Aber das ist noch im akzeptablen Bereich. Eineinhalb Stunden zu laufen macht mir nichts mehr aus. Auch zwei Stunden sind kein Problem mehr. Dann wird der Puls allmählich etwas höher. Ich versuche kräfteschonend zu laufen und achte auf meinen Laufstil. Nach 19 Km empfinde ich, dass sich das Laufen doch in die Länge zieht. An der Pferdekoppel an meiner Laufstrecke grasen die Pferde. Nur ein Pferd macht sich lang und versucht etwas von dem Baum zu erhaschen. Es handelt sich um einen Pflaumenbaum. „Fressen Pferd Pflaumen“? Schießt es mir durch den Kopf. Ein Gedanke, der wohl meine Gemütslage nach etlichen Kilometern durch den Morgen verrät. Es ist genug! Aber es sind auch nur noch 2 Runden, gut 6 Km. Das meiste liegt schon hinter mir. Den Rest mache ich auch noch. Sonst wären die zurückgelegten Kilometer ohne Wert. Aber langsam reichts. Die vorletzte Runde reiße ich mich noch zusammen: langsam laufen. Bald werde ich die 3 Stunden überschritten haben. Ich beschließe die letzte Runde zügig zu laufen. Für den drittletzten Kilometer brauche ich nur 6:20 Minuten. Für meine Verhältnisse ist das schnell. Schön das es noch so geht. Doch muss ich jetzt hart arbeiten, für dieses Tempo. Der Puls geht hoch bis auf 92 %. Ich muss wohl doch etwas verrückt sein. Die letzten drei Kilometer schaffe ich einen Schnitt von 6:32 Min./Km. Durchaus eine sichtbare Endbeschleunigung.

Als ich fertig bin, beuge ich den Oberkörper nach unten und stütze die Hände auf den Knien auf. „Ist alles in Ordnung“? Hinter mir steht eine ältere Frau mit Hund. Sie ist besorgt. „Es geht mir prima“, antworte ich und richte mich auf. „“Bin nur gerade fast 3:15 Stunden gelaufen“, erkläre ich und lese dabei meine Uhr ab. „Wie kann man sich so was nur antun“? Die Frau ist fassungslos. Ich verstehe das nicht ganz und mir fällt so schnell auch keine Antwort ein.

Als ich die Wohnungstür aufschließe ist es noch nicht ganz 8.00 Uhr. Pünktlich wie die Maurer!

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