Sonntag, 30. Januar 2011

Täglichlaufen und Wettkampf?

Ideales Winterlaufwetter: strahlender Sonnenschein und damit natürlich blauer Himmel, nur schwacher Wind, Temperatur knapp über 0 °C. Ich bin die circa 50 Km nach Duisburg mit dem Nahverkehr angereist: Bus, Zug, S-Bahn und eine halber Stunde vor dem Start vor Ort. Nach dem Umziehen draußen auf der Tribüne im Leichtathletikstadion reicht es gerade mal für ein zehnminütiges Einlaufen. Dann hinten im Startblock angestellt. Bei meiner fünften Teilnahme in Duisburg alles schon Routine. Wie würde es heute werden? Da ich seit gut fünf Wochen täglich laufe kam mir in den letzten Tagen dieser Start bei einem „Wettkampf“ wie ein Fremdkörper vor. Ich wusste auch nicht, wie es um meine „Tempohärte“ stand. Allerdings hatte ich in den letzten Tagen den Eindruck, dass es bei mir immer besser lief, trotz oder gerade wegen der gut 300 Km, die ich in diesem Januar bereits in den Beinen hatte. Ein Intervalltraining mit fünfmal 1 Km hatte ich als Test absolviert und war überrascht wie gut das klappte. Und so hatte ich die Vorstellung, dass ich vielleicht die 10 Km unter einer Stunde laufen könnte, was für mich ganz ordentlich ist.

Ich erwische vom Tempo einen idealen ersten Kilometer mit 5:57 Minuten. Das ließ alles weitere offen. Und ich hatte de Eindruck, dass ich damit nicht überziehen würde. Dieser erste Kilometer sollte der langsamste des ganzen Rennens werden. Der zweite Kilometer folgte mit 5:50 Minuten. Ich kenne die Strecke ja mittlerweile sehr gut. An der Seenplatte in Duisburg gibt es ein sehr schönes Laufareal, welches auch durch ein Waldgebiet führt. Bei dem 10-Km-Rennen kommt der landschaftliche Reiz allerdings weniger zur Geltung als bei den längeren Distanzen über 15 Km und beim Halbmarathon. So konzentriert man sich dann auch entsprechend auf seinen Lauf. Bald hängte ich mich an ein Laufpaar aus Neukirchen-Vluyn, zu erkennen an den Aufschriften auf der Kleidung. Die beiden liefen sehr schön gleichmäßig, etwas unter 6 Minuten den Kilometer. Aus dem Gespräch konnte ich erkennen, dass der Mann deutlich schneller laufen konnte und sich für die Frau als Hase zur Verfügung stellte. Na, da wollte ich mich gerne mit dran hängen. Die fünf Kilometer absolvierten wir in 29:19 Minuten. Ich konnte problemlos mitlaufen. Die Kälte war zu dem Zeitpunkt kein Problem, im Gegenteil, trotz kurzer Hose aber mit langärmligen T-Shirt komme ich leicht ins Schwitzen. Mit der kurzen Hose gehöre ich einer verschwindend kleinen Minderheit an.

Bei so einem Rennen ist der Blick zur Seite doch eher die Ausnahme. Aber hin und wieder kann ich doch auf den See schauen, der von einer hauchdünnen Eisschicht bedeckt ist, die in der Sonne nur so glitzert. Bei den 10 Km geht es im Wald um einige Ecken herum; bei so einer kurzen Distanz geht es darum das Ziel in einem Rundkurs zum Stadion zurückzuführen. Darunter leidet dann der Streckenfluss ein bisschen. Aber wirklich tragisch ist das nicht. Bei dem 7 Km-Schild und ziemlich gleichbleibenden Kilometerzeiten weiß ich, dass ich keine Probleme haben werde das Tempo zu halten und unter einer Stunde zu bleiben. Ich habe sogar das Gefühl, dass ich vielleicht noch eine Kleinigkeit schneller laufen könnte. Aber so recht traue ich mich dann auch nicht. Als bei 9 Km die letzte Km-Tafel passiert ist, wird es im Feld ohnehin eine Kleinigkeit schneller. Das ist im hinteren Teil des Feldes bei dieser Distanz häufiger so. Mir soll es recht sein. Für die letzten 500 Meter gibt es dann noch ein zusätzliches Hinweisschild und dann geht es noch circa 250 m auf der Bahn durchs Stadion. Ich schaue auf die Uhr und freue mich, dass ich viel besser durchgekommen bin, als ich noch vor etwa vier Wochen befürchtet hatte. Dann das Piepen der Zeiterfassung. 58:11 Minuten netto. Prima denke ich. Der letzte Km ist mit 5:33 Minuten mein schnellster. Den von Helfern angebotenen Tee nehme ich noch dankend und zügig entgegen. Denn sobald man mit dem Laufen fertig ist, fühlt man dann doch, dass es halt ein Winterlauf ist. Zurück die gut 100 m zur Tribüne; da liegt – gut gekühlt – meine Kleidung. Echt cool! Zudem habe ich noch etwa 50 Minuten Zeit totzuschlagen; meine S-Bahn kommt erst in einer Stunde und der Weg bis zum Bahnhof beträgt 10 Gehminuten. Also sorge ich dafür, dass ein Teil der abgelaufenen Kalorien wieder aufgefüllt werden. Außerdem kann ich noch den Zieleinlauf der ersten Läufer des zweiten Durchlaufs miterleben. Der erste erreicht hier eine Zeit von 34:30 Minuten!

Täglichlaufen und Wettkampf? Ganz ausschließen muss man das nicht. Es ist Ansichtssache. Mir haben die 300 Km Einlaufen jedenfalls nicht geschadet. Aber ich bin in meinen Ansprüchen auch bescheiden.

Hier zur Anschauung meine 10 Km-Ergebnisse in Duisburg:

2011: 58:11 Min.

2010: 59:37 Min.

2009: 58:53 Min.

2008: 59:23 Min.

2007: 1:00:52 Std.


Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst.

(Herkunft mir nicht bekannt)

4 Kommentare:

Gerd hat gesagt…

Vom Prinzip schließt das eine das andere bestimmt nicht aus. Nur einen Blumentopf wirst Du damit nicht gewinnen. Aber das willst Du vielleicht auch gar nicht. ;-)
Ich habe mich ja noch nie auf eine Wettkampfstrecke unter dem HM getraut. Ist mir alles viel zu schnell und kommt meiner Art des Laufens nicht unbedingt entgegen.
Und das Täglichlaufen ist eine Ansichtsache. Mir hat es so lange Spaß gemacht bis es zum Stress wurde. Und Stress und Laufen passen auch nicht zusammen.
Aber im Endeffekt muss das jeder selbst für sich entscheiden. Und so wie es aussieht klappt ja deine Variante auch ganz gut.
Ich wünsche Dir jedenfalls weiterhin viel Spaß dabei!

Running Wiesel hat gesagt…

Danke für die guten Wünsche, lieber Gerd. Eines vorab: Du hast recht, ich werde keinen Blumentopf gewinnen, es sei denn, ich schaffe es die Winterlaufserie 25 mal zu durchlaufen. Dafür wurde nämlich ein Teilnehmer am Samstag geehrt. Bei mir aus altersgründen eher unwahrscheinlich.
Ich gebe Dir auch darin recht, dass sich Laufen und Stress auf Dauer ausschließen. Da ich weiterhin Marathon laufen will, wird es wohl absehbar Probleme mit dem Täglichlaufen geben, denn soviel Potential habe ich nicht. Aber das wird sich alles zeigen. Zur Zeit bin ich eben temporärer Täglichläufer. Und weil heute mein letzter Urlaubstag ist,gehe ich jetzt gleich völlig stressfrei laufen, Juchhu!

Dir nochmals große Anerkennung zum Ultra! 50 Km zu laufen ist einfach riesig!

Marcus hat gesagt…

Täglichlaufen und Wettkämpfe sind eine individuelle Geschichte. Ausschließen tun sie sich auf keinen Fall. Für mich persönlich lehne ich jedoch Wettkämpfe ab, weil ich dafür nicht die Kraft hätte. Außerdem wäre ich dann wieder zu ehrgeizig, das kenne ich noch aus meiner Judozeit.

Daß Dir das Täglichlaufen so gut bekommt, finde ich wirklich grandios. Das freut mich für Dich! Und Deine Geschwindigkeit wird sich weiter erhöhen, das garantiere ich Dir – vorausgesetzt, Du läufst weiterhin täglich. Das liegt in der Natur der Sache.

Möge es weiterhin so gut laufen, genieße es, lieber Dietmar – Täglichlaufen ist eine natürliche Besonderheit!

Liebe Grüße

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Lieber Marcus,
die wenigen Wettkämpfe die ich bestreite haben für mich den Charakter von Leistungstests in eigener Sache. Alles andere würde für mich keinen Sinn machen. Aber noch langsamer möchte ich eigentlich nicht werden; daher arbeite ich etwas daran, solange das Alter mitspielt. Am täglichen Laufen habe ich derzeit einen unglaublichen Spaß. Das hätte ich so nicht erwartet, zumal ich meine Umfänge deutlich gesteigert habe.
Liebe Grüße
Dietmar