Montag, 17. Januar 2011

Der Glanz der Finsternis


Ich war am gestrigen Sonntag Morgen sehr früh laufen. Es war noch stockdunkel, auch wenn die Sterne am Himmel funkelten. Der Mond war schon untergegangen oder nocfht nicht aufgegangen. Einige Minuten nach dem Start hallten die Rufe eines Uhu`s durch die Nacht. Sehr deutlich und offensichtlich ganz in meiner Nähe. Diese akustische Begegnung hatte ich in dieser Form vorher noch nie, was aber auchgut daran liegen kann, dass ich in der Vergangenheit nicht aufmerksam genug war. Ich war jedenfalls begeistert. Die Rufe des Uhu`s begleiteten mich noch ein paar Augenblicke, bis ich mich zu weit entfernt hatte. Ich verspürte einen Hauch von magischer Harmonie mit der Natur und mit der Finsternis, die mich einhüllte. Ich spürte die Ruhe und Einsamkeit. Lediglich meine eigenen Schritte vernahm ich, deren Geräusche sich nach Beschaffenheit des Bodens veränderten. Und meinen eigenen Atmen und ein leichtes Säuseln des Windes. Ansonsten ergänzten sich Stille und Einsamkeit. Gegen meine sonstige Gewohnheit hatte ich keine Taschenlampe dabei. Teilweise erahnte ich den Weg, den ich natürlich auch in- und auswendig kenne. Der Weg war zum Glück gegenüber den Vortagen weitestgehend abgetrocknet. Die riesigen Pfützenseen auf den brach liegenden Feldern zeichneten sich auch in der Dunkelheit ganz gut ab. Als ich dann doch auf eine Siedlung zulaufen muss, blenden mich schon von weitem die künstlichen Lichtquellen, insbesondere die der Straßenlaternen. Mich überkommt nach einer knappen Stunde eine Müdigkeit und ich bin etwas von mir selbst enttäuscht. Der erste Fußgänger mit Hund kommt mir in einer dunklen Ecke entgegen. Ich grüße und höre als Entgegnung: „Komm her!“ Gemeint war aber offensichtlich der Hund. Sei`s drum. Eine weitere Begegnung mit einer Radfahrerin und Hund ist deutlich freundlicher.

Allmählich kündigt sich, wenn nach meinem Empfinden auch nur sehr zögerlich, der nahende Morgen an. Das Licht der Dämmerung spiegelt sich in riesigen Pfützen auf den brach liegenden Feldern. Wunderschön und Worte können es nicht annähernd wieder geben. Meine Stimmung hebt sich entsprechend wieder, nach einem kleinen Zwischentief. Als ich nach gut 2 Stunden meinen Lauf beende, zeigt sich im Osten ein schmaler Streifen zwischen den Wolken das rötliche Licht der Sonne. Die Sonne selbst blieb aber für mich unsichtbar. Es war einer dieser zauberhaften Läufe in den Tag, die ich so mag.

Ein Tag später, am späten Montagnachmittag ein ganz anderer Lauf: von der Dämmerung in die Dunkelheit. Kein Glanz, ganz unspektakulär, aber ruhig und sehr erholsam. Jeder Lauf ist anders.

Was mein Projekt „100 Tage – 100 Läufe – 1.000 Km“ angeht, so mag ich an dieser Stelle nur berichten, dass ich in der Tat jeden Tage einen Lauf machen durfte. Es waren überwiegend Spaßläufe; ich kann sagen, dass ich mich nach jedem Lauf besser fühlte als vor dem Lauf.

Auch die vorgenommenen Umfänge stimmen unter dem Strich. Heute, nach dem 17. Tag, habe ich 186 Km beisammen, so dass ich sozusagen in der Spur bin. 1.000 Km nach 100 Tagen bedeutet ja einen Schnitt von 10 Km pro Tag, Leicht zu rechnen! Oder? Vielleicht auch deshalb die Vorgabe. Allerdings muss ich auch einräumen, dass diese Umfänge für mich ungewohnt sind, ich laufe da am Limit und hoffe, dass ich das (aus-) halten kann. Schwere Beine gehören häufiger mit dazu.

Ich möchte nochmals hervorheben, dass dieses Projekt nicht zu den Vorsätzen gehört, die man üblicherweise aus einer Silvesterlaune so fast, obwohl ich dass auch nicht für anstößig halten würde. Ich laufe aktuell seit dem 23. Dezember täglich. An den Tagen des alten Jahres gab es aber keine weitere Definitionen und Zielvorgaben.

Zwang? Nein, ich laufe freiwillig ohne Zwang. Ein vorgenommenes Ziel ist vielleicht hilfreich für die Realisierung, weil man sich dann etwas Endliches vorstellen kann. Ich würde Abstriche von dem erstrebten Gesamtumfang machen, wenn ich erkennen würde, dass es wohl zu ehrgeizig war. Und ich würde es auch akzeptieren, wenn ich erkennen müsste, dass ich die 100 Tage nicht zusammen bekomme. Alles ist möglich. Allerdings bin ich momentan auch gewillt das Ganze durchzuziehen. Einige interessante Erfahrungen habe ich bereits in den ersten Tagen sammeln können, insbesondere die Integration des Laufens in den Alltag. Ich bin selbst gespannt, wie es weiter geht.

Zum Foto: damit es keine Missverständnisse gibt: diese Eule (oder dieser Uhu) wohnt im Zoo in Gelsenkirchen; Foto Anfang Januar 2011.

6 Kommentare:

Eddy hat gesagt…

Ich beneide Dich für Deinen eisernen Willen, Didi! Und ich drücke Dir die Daumen dafür, dass Du Dein Vorhaben auch durchziehen kannst und wirst.

Täglich laufen war bislang noch nie eine Option für mich. Aber ich gebe zu, dass der Gedeanke daran ein faszinierender ist... ;-)

Running Wiesel hat gesagt…

Danke für die guten Wünsche, Eddy. Wie es um meinem "eisernen Willen" bestellt ist, werden wir ja sehen.Derzeit habe ich überwiegend "laufend" Spaß. Viel Spaß bei Deinen eigenen Spaß und eine gute Vorbereitung Euch für den Cuxhafen Marathon.

Marcus hat gesagt…

Lieber Dietmar,

hier hast Du mir etwas voraus, um das ich Dich beneide. Ich habe noch nie einen Uhu getroffen, auch nicht in akustischer Form. Dieser Lauf war mit Sicherheit eine Besonderheit, die Du nicht vergessen wirst. Sei froh, daß Du auf die Taschenlampe verzichtet hast, sie hätte zum einen die Atmosphäre und zum anderen auch die Begegnung mit dem Uhu zerstört.

Daß Du nun täglich läufst, finde ich sehr interessant. Es sei Dir versichert, daß ich Deine Ambitionen diesbezüglich mit Spannung verfolge. Daß es für Dich ungewohnt ist, versteht sich von selbst, wobei Du nach meiner Betrachtung doch relativ anspruchsvoll gestartet bist. Der Körper gewöhnt sich langsam daran, gerade im Hinblick auf das langfristige Praktizieren ist das von Bedeutung.

Zwang und Täglichlaufen passen per se nicht zusammen. Freilich kann man 10 Tage aus Zwang Täglichlaufen. Aber Monate oder Jahre? Unmöglich.

Für Deinen weiteren Weg im Täglichlaufen wünsche ich Dir viel Freude, aber noch viel mehr Gesundheit!

Alles Gute,

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Lieber Marcus,

vielen Dank für die guten Wünsche. Über jeden Tag mit Gesundheit kann man unendlich froh sein.

Was den Uhu angeht, so kann ich noch eine kleine Anekdote hinzufügen. Natürlich habe ich davon zu Hause erzählt und musste mir dann von meiner Frau den Hinweis gefallen lassen, dass man das auch von unserem Balkon hin und wieder hören kann. Hatte ich bisher aber nicht. So habe ich dann gestern Abend spät auf dem Balkon gestanden und ich musste nicht einmal warten. Dieses "uhuuu" war tatsächlich zu vernehmen. Mein Lauferlebnis ist dadurch aber nicht eingeschränkt, ich war sicher viel näher dran und dann die Dunkelheit und der Sternenhimmel. Ein zauberhafter Augenblick.

Zwang und Täglichlaufen? Ich hatte bereits einen Beitrag dazu bei Dir gelesen. Ich sehe es auch so. Muss aber auch einräumen, dass ich mir selbst einen gewissen Druck aufgebaut habe. Solange allerdings der Spaß an erster Stelle steht, habe ich keine Bedenken.

Viele Grüße
Dietmar

Marcus hat gesagt…

Wozu in die Ferne schweifen? Dieser Satz bestätigt sich wieder einmal, wobei der Laut im Wald natürlich eine ganz andere Intensität besitzt. Vielleicht wirst Du ihn noch öfter im Wald vernehmen.

Es kommt immer auch darauf an, um was für eine Art von Druck es sich handelt. Mir sind Menschen bekannt, die laufen täglich, um eine "Serie" zu generieren, nur deswegen - bauen diesbezüglich Druck auf und erreichen am Ende nichts. Man muß sich auch fragen, was man erreichen will oder eben nicht - ich persönlich wollte nie Täglichlaufen, geschweige denn etwas damit "erreichen". Dadurch betrachte ich das relativ entspannt.

Weiterhin viel Spaß dabei,

liebe Grüße

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Ich habe derzeit soviel Spaß beim Laufen, dass ich mir über Druck und Zwang keinerlei Gedanken mehr mache, lieber Marcus. Aber es werden wohl auch wieder andere Phasen kommen. Ich lasse es einfach mal auf mich zukommen.