Sonntag, 27. November 2011

Sturmlauf zum 1. Advent

27. November und der 1. Advent. Fast ungläubig habe ich mich auf dem Kalender heute Morgen vergewissert. Advent? Weihnachtsstimmung? Vor ein paar Tagen gab es dazu auf der Jugendseite in der Tageszeitung einen Artikel mit der Überschrift "Sinnentleerter Geschenkonkel". Gemeint war der "Weihnachtsmann", der aber gar nichts dazu kann. Sind wir es nicht selbst die Sinn oder Unsinn bestimmen?

Als ich um 8.00 Uhr heute Morgen vor die Tür trete, hat es nichts mit Adventsstimmung zu tun. Sinnbildlich ist dann auch noch der von der Hausverwaltung aufgestellte und von den Mietern letztlich bezahlte Weihnachtsbaum umgestürzt. Der Sturm hat ganze Arbeit geleistet. Es ist zwar mit 9 °C an sich sehr mild, aber heftiger Wind lässt es deutlich kälter scheinen.

Nicht nur der Sturm macht den Morgen zu etwas Besonderes. Es ist der Tag nach dem "Derbysieg". Die Leute aus dem Ruhrgebiet wissen was gemeint ist. Selbstverständlich war ich im Stadion und irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich noch voll Adrenalin gepumpt bin. Zur Feier des Tages laufe ich mit meinem Trikot. Das ist kurzärmlig und wird für die nötige Abkühlung sorgen. Ich habe Verständnis für jeden, der das nicht verstehen mag. Muss man aber auch nicht. Irgend einen Tick hat jeder. Mancher, und wohl auch ich, mehrere.

Sturm! Auf offenem Feld schiebt er mich zunächst und ich fliege sozusagen mit. Dann geht es in ein kleines Wäldchen. Zwischen zwei versprengten Häusern haben die Anwohner einen großen Nadelbaum geschmückt, wie im letzten Jahr, als ich den Weg zum ersten Mal gelaufen bin. Der Baum ist eine Pracht und der Weihnachtsschmuck ist offensichtlich mit viel Liebe ausgesucht und angebracht. Ich freue mich sehr darüber.

Die Freude findet ihr jähes Ende, als ich vielleicht einen Kilometer weiter eine entsorgte Couchgarnitur am Wegesrand entdecke. Ich gehe an dieser Stelle über meine Flüche und mein Unverständnis hinweg. Sperrmüllentsorgung ist bei uns kostenlos. Der Sperrmüll kann abgeholt werden oder man bringt ihn in den städtischen Betriebshof. Wo ist der Vorteil für eine solch unsoziale Entsorgungsaktion?

Um meine Entrüstung abzuarbeiten habe ich das Tempo deutlich verschärft, bis ich die Richtung ändern muss, und den Sturm jetzt wieder auf offenem Feld voll gegen mich habe. Der leistet erheblichen Widerstand und verschafft mir kurzfristig eine Gänsehaut.

Von weitem erkenne ich einen mir entgegenkommenden Radfahrer und einen vor ihm rennenden Hund, der offensichtlich Spaß am Spiel mit dem Wind hat. Der ist auch ärodynamischer gebaut als ich und deutlich leichter. Ganz wohl ist mir aber nicht, denn bald werden wir aneinander vorbei laufen. Doch der Halter nimmt den Hund an die Leine. Ich bin durchaus erleichtert und bedanke mich beim Vorbeilaufen. Der Halter schaut brummig drein und die Lippen bleiben verschlossen. Vielleicht mag er einfach meine Farben nicht. Mir soll es egal sein.

Nach gut einer Stunde beende ich einen doch ziemlich zwiespältigen Lauf. Weihnachtsbäume und Sperrmüll im Wald. Hatte ich das nicht schon im letzten Jahr?
http://dietmar-schramm.blogspot.com/2010/11/eiskalter-1-advent.html
"Alle Jahre wieder"; irgendwie stelle ich mir das anders vor.

2 Kommentare:

Marcus hat gesagt…

Lieber Dietmar,

wie Dein Beitrag beweist, werden sich unsere kommenden Rückblicke die virtuelle Hand reichen können. Von der unsäglichen Müllentsorgung – da sage ich nichts weiter zu – bis hin zu einem starken Sturmlauf am gleichen Tag. Mir kamen nach nur zwei Minuten schon die Tränen, so wurde ich angepustet – aber ich mag das.

Mit Derbysieg meinst Du sicherlich Fußball!? Aber das ist ein Feld, wovon ich keine Ahnung habe. Vermutlich hat Deine Mannschaft gewonnen? Daß Du Dich darüber freust, ist natürlich verständlich – und das zum Ausdruck bringen, ist schön – aber in meinen Augen nicht unbedingt ein Tick.

Ich wünsche Dir eine angenehme Woche und verbleibe mit vorweihnachtlichen Grüßen,

alles Gute,

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Der Sturm ist abgeflaut, lieber Marcus. Dafür war es heute Morgen richtig kalt. Zumindest gab es Bodenfrost. Dieser November war außergewöhnlich und teilweise ungewöhnlich, so jedenfalls mein Eindruck.

Danke für die guten Wünsche. Dir ebenfalls eine gute Woche.

Liebe Grüße
Dietmar