Dienstag, 1. November 2011

Der Morgen nach Halloween




Geister, Hexen und Dämonen der vergangenen Nacht sind fast verschwunden. Jedenfalls weitestgehend. Lediglich vor der Diskothek Moondock grölen noch ein paar Kinder.

Seit 6.00 Uhr bin ich mich auf dem Weg. Es soll von meinem Stadtteil Suderwich im Osten der Stadt Recklinghausen erneut zur Halde Hoheward im Süden der Stadt gehen. Erneut? Genau! Denn bereits am Sonntag war das mein Ziel, welches ich auch erreicht habe. Die Halde mag ich, weil sie am Rande des Stadtteils liegt, in dem ich aufgewachsen bin, in Hochlarmark. Ich mag sie wegen der Aussicht auf die südlichen Stadtteile von Recklinghausen, auf die gesamte Stadt, auf Städte des Kreises Recklinghausen und darüber hinaus bei guter Sicht auf weite Teile des Ruhrgebietes. Die Hertener, auf deren Gebiet die Halde überwiegend liegt, mögen es mir nachsehen. Es ist emotional meine Halde. Inzwischen zieht das "Landschaftsbau Hoheward" viele Besucher auch außerhalb der angrenzenden Stadtteile an. Dazu mögen die "Erschließungsmaßnahmen" des Regionalverbandes Ruhr" maßgeblich beigetragen haben: das Anlegen von befestigten Wegen, Aussichtsplattformen, Obelisk, Horizontalobservatorium (gesperrtwegen Risse in der Konstruktion). Die abwechsungsreiche Bepflanzung ist absolut gelungen und sehr sehenswert. Ich mochte die Halde allerdings auch schon vorher. Die Begehung war da ein kleines Abenteuer und wohl auch nicht ganz erlaubt (hat sich keiner dran gehalten).

Auf diese Halde bin ich am Sonntag hochgelaufen und am heutigen 1. November erneut. Von meiner Wohnung gibt es eine Reihe von Routen durch die Stadt die zum Ziel führen. Die Darstellung hierzu soll aber nicht das Thema an dieser Stelle sein. Das Hochrennen ist für ungeübten sicher anstrengend. Es sind durchgehend 100 Höhenmeter zu überwinden. Das ist durchaus sehr reizvoll und viele Läufer nutzen das Gelände. Im Jahr 2009 habe ich hier zur Vorbereitung auf zwei Laufveranstaltungen im Siebengebirge gezielt trainiert und bin mehrmals hintereinander hoch und wieder runter gelaufen. Heuer ist das kein Thema.

Am Sonntag habe ich mich nach längerer Zeit mal wieder auf die "Hohlarmarker Alpen" begeben. Es war ungewohnt und daher etwas mühselig. Aber es war auch wunderschön. Schon am frühen Morgen leuchtete das Laub der Bäume und Sträucher in vielen Farben. Der Sonnenaufgang blieb zwar zunächst verborgen. Aber die Stille und das Licht sorgten für eine friedliche Morgenstimmung. Ich war nicht der einzigste an diesem Morgen: zwei Fotografen, ein paar Nordic Walker und ein weiterer Läufer kreuzten meinen Weg. Immerhin war es Sonntag und eben noch sehr früh.Genau so wie heute Morgen.

Eine Zeitungsmeldung am Samstag hatte mich elekrisiert, schockiert und fassungslos gemacht. Die Überschrift lautete: "Per Bus auf die Halde." Der RVR, so stand es geschrieben, investiert in den Landschafspark Hoheward. In dieser Woche hat der RVR begonnen eine neue, etwa zwei Kilometer lange Asphaltspur für die Busumfahrung der Halde anzulegen. "Klein- und Reisebusse können vom Zukunftsstandort Ewald (Herten) bis zur Sonnenuhr mit dem Obelisken und dem Horizont-Observatorium fahren. Die zu bauende Auffahrt der Halde ist 800 Meter lang und 6,50 breit, so dass dieses Stück zweispurig befahrbar ist. Dort schließt ein einspuriger Rundweg um die Hauptattraktionen des Landschaftsparks an. Der 1800 Meter lange Ringschluss ist 3,20 Meter breit und nur in eine Richtung befahrbar. Ein Teil davon, etwa 800 Meter, ist bereits in den Vorjahren asphaltiert worden. Die Kosten belaufen sich auf 830.000 Euro. EU und Land werden das Projekt im Rahmen des Ökologieprogramms Emscher-Lippe (ÖPEL) zu 80 Prozent fördern. Weitere 20 Prozent sind Eigenmittel des RVR." Soweit der Bericht auf der Regionalseite der Recklinghäuser Zeitung.

Um mal die geografischen Verhältnisse zu beschreiben: Vom Fuß der Halde bis auf`s Dach sind etwa 100 Höhenmeter zu bewältigen. Dafür stehen gut begehbare Wege und auch Treppen zur Verfügung. Der kürzeste Weg außerhalb der Treppen bemisst etwa 1.200 Meter. Um den Tourismus zu fördern wird Fläche versiegelt - und das aus einem Ökologieprogramm. Welch`ein Hohn. Dafür werden 830.00 Euro verpulvert. Die EU, das Land NRW und der RVR haben immer noch zuviel Geld. Nur für wirklich wichtige Dinge nicht. Hätten die Verantwortlichen das Geld mal für die Instandsetzung der Dorstener Strasse genutzt. Dort fahren zwar schon Busse; doch sie klappern und wanken angesichs katastrophaler Straßenverhältnisse. Der Saalbau an der Dorstener Strasse konnte aus Kostengründen nicht rechtzeitig instand gesetzt werden und steht vor dem Abriss.

Der Reiz der Halde liegt in der Begehbarkeit. Immer wieder mal stehen bleiben, sich umdrehen, den Ausblick genießen, die Botanik bestaunen oder die Vögel am Himmel beobachten. Hinauffahren ist absolut keine Alternative. Es ist einfach nur dösig. Ein weiterer Gesichtspunkt kommt dazu. Bewegung ist gesund. Sitzen im Bus hingegen ist für nen A...!

Zu ändern ist ja nichts mehr. Ein Teilstück ist ja bereits realisiert. Der RVR arbeitet halt im Verborgenen.

Die Gedanken und der Ärger über dieses überflüssige Vorgaben schwirrt durch meinen Kopf, als ich über die Halde laufe. Womöglich ist die Buszufahrt ja nur der Anfang. Vielleicht kommt ja noch eine Sommerrodelbahn und eine Seilbahn dazu. So würde aus dem Landschaftspark dann endgültig ein Rummelplatz. Aber wen interessiert das schon?

2 Kommentare:

Marcus hat gesagt…

Ja, das ist wirklich unfaßbar. Allein, es paßt in diese Zeit und Welt und ist mitnichten ein Einzelfall. Bewegung ist per se ungesund, der faule Bürger muß bis sonst wohin per Auto gekarrt werden, damit er seinn Krankheiten pflegen kann und das Gesundheits- pardon, Krankheitssystem daran verdient.

Nur schade, daß die Natur – wieder einmal – das Nachsehen hat. Aber das ist nichts neues, oder? Ich hatte vor kurzem auch einige Läufe, die höchst wütend von meiner Seite aus stattfanden, aber wie Du es sagst, wen interessiert das schon?

Dennoch, alles Gute,

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Danke Markus. Ich bin weiterhin ratlos, was die von mir beschriebene Problematik und den Umgang damit angeht. Mal sehen, ob es irgend eine Reaktion von wem auch immer geben wird. Ich glaube es allerdings nicht.
Ich wünsche Dir gute Restwoche.
Liebe Grüße
Dietmar