Dienstag, 22. November 2011

Blumensaat-Lauf und die ersten Nikoläuse


Einen Blumensaat-Lauf im November? Wenn man den Namen des Laufes vollständig nennt, dann wird es eher verständlich, worum es geht, nämlich um den August-Blumensaat-Gedächtnislauf. Bei August-Blumensaat handelt es sich um einen regional verdienten Läufer.

Es war der 21. Durchgang einer somit schon mit Tradition behafteten Laufveranstaltung des TUSEM Essen, an der ich am vergangenen Samstag teilgenommen habe. Zur Auswahl standen ein 10 Km-Lauf und der Halbmarathon. Ich entschied mich für den Halbmarathon. Angekündigt war ein schneller Lauf. Was mich bewogen hat da kurzfristig und spontan teilzunehmen? Ich wollte mich noch einmal fordern, nachdem ich doch in den letzten Monaten den Eindruck hatte, dass ich bei meinen Trainingsläufen deutlich langsamer geworden bin.

Also auf nach Essen zum Baldeneysee. Die Örtlichkeit an sich ist schon ein Anreiz. Kenne ich doch den Marathon rund um den Baldeneysee als einen sehr schönen Landschaftslauf. Das Wetter zeigte sich keineswegs novemberlich. Strahlend blauer Himmel und satte 13 Grad. Die Veranstalter haben viel Erfahrung mit Laufveranstaltungen und das merkt man in jeder Hinsicht sehr positiv. Alles ist übersichtlich und gut ausgeschildert; die Nachmeldung verläuft zügig und reibungslos. Es ist ein Vorteil, dass eine große Sporthalle zur Verfügung steht. Seine Sachen kann man kostenlos zur Aufbewahrung abgeben. Die Halle bietet genug Raum, um sich vor dem Lauf noch etwas im Innenraum aufzuhalten, was allerdings bei den ungewöhnlich milden Temperaturen nicht ganz so dringlich war.

Da es ja ein schneller Lauf sein sollte, stelle ich mich brav ganz hinten an; schließlich will man ja nicht überrannt werden. Und so machen sich etwa 450 Läuferinnen und Läufer am Samstag kurz nach 14 Uhr auf den Weg. Da ich seit dem Münster-Marathon am 11. September an keiner Laufveranstaltung mehr teilgenommen habe, ist meine Vorstellung von dem was ich laufen kann ziemlich ungenau. Bestzeit ist außer Reichweite, soviel ist klar. Und so renne ich einfach mal los. Im hinteren Teil finden sich drei "Nikoläuse", zwei Läufer und eine Läuferin, mit rotem Mantel samt Kapuze. Lange Hosen tragen sie auch. Wer „fein“ sein will, der muss halt leiden. Glocken waren wohl auch in der Kleidung integriert, denn es bimmelte unaufhörlich. So war ich dann auch nicht traurig, dass die Nikoläuse schneller waren als ich und bald aus meinem Blickfeld verschwanden. Der hintere Teil des Feldes hatte sich schnell auseinander gezogen. Ich lief fast für mich alleine. Es ist halt kein üblicher Volkslauf der „Blumensaat-Lauf“. Mitte November zieht es offensichtlich nur noch die echten Cracks nach draußen, trotz der frühlingshaften Temperaturen.

Es ist wirklich wunderschön am Baldeneysee zu laufen. Das Wasser glitzert in der Sonne. Dazu die spätherbstlichen Farben des Waldes und der Duft von heruntergefallenem Laub. Es war einfach nur herrlich. Doch war ich ja überwiegend angereist, um einen flotten Lauf zu absolvieren. Und so begrenzte dann doch die Stoppuhr das Vergnügen. Die beiden ersten Kilometer lief ich so um die 6 Minuten, die persönliche Bestzeit immerhin in Blickweite. Doch ich merkte schnell, dass das schief gehen würde. Also doch etwas langsamer. Probieren geht über studieren.

Der Blumensaatlauf ist ein Wendepunktlauf. Der Wendepunkt musste beim Halbmarathon zweimal umlaufen werden. Wendepunktläufe finde ich normalerweise öde; nicht aber hier am Baldeneysee. Die schnellen Leute kommen einem bald entgegen und das ist dann auch interessant. Ich war sozusagen auch laufender Zuschauer. Der führende Läufer hatte schon beim ersten Sichtkontakt einen riesigen Vorsprung zum weit auseinander gerissenen Verfolgerfeld. Wenn er das durchhalten könnte, dann war das Rennen sozusagen schon gelaufen, jedenfalls was den ersten Platz angeht. Gut, dass mich das nicht tangierte. Ich laufe ja allenfalls gegen die Uhr. Trotzdem beobachte ich das Feld, ob nicht irgendwann ein bekanntes Gesicht auftauchen würde. Und richtig, da erkannte ich den „schnellen Kilometerfresser Roland“ aus Gladbeck. Spaßeshalber rief ich ihm zu, dass er „Gas geben“ soll. Am Ende war er gut 40 Minuten vor mir im Ziel.

Die zweite Wendemarke am Start bedeute „Halbzeit“. Nur einige Minuten nach meinem Umrunden der Wechselmarke kommt der Führungsläufer. In der Ergebnisliste lese ich später nach, dass dieser eine Zeit von 1:07 Stunden benötigt hat. Unglaublich! Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis der zweite Läufer folgt. Ich hingegen bin noch mehrere Ewigkeiten unterwegs. Ich kann allerdings das von mir gewählte Tempo einigermaßen halten. Nachdem ich den Wendepunkt am Ende der Strecke ein zweites Mal erreicht habe, was dreiviertel der Gesamtdistanz entspricht, tauchen bald vor mir die drei „Nikoläuse“ wieder auf. Am Verpflegungspunkt habe ich sie dann eingeholt. Die Kapuzen haben sie abgenommen. War wohl doch etwas warm.

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass einem die zweite Hälfte bei einem Halbmarathon irgendwie länger vor kommt als die erste Hälfte. Der Kräfteverschleiß macht sich bemerkbar. Zum Glück sind jetzt wieder einige Läufer um mich herum. Das motiviert einem dazu nicht nachzulassen. Ich versuche meine Endzeit abzuschätzen. Irgendwo bei 2:13 Stunden müsste ich eintrudeln. Die letzten beiden Kilometer wollen nicht aufhören. Den See und den Wald nehme ich jetzt nicht mehr so intensiv wahr, wie am Anfang. Aber dann kommt doch der Zieldurchlauf. Für den Fotografen zwacke ich mir für den Bruchteil einer Sekunde ein kleines Grinsen ab. Gleich darauf hechle ich wieder nach Luft. 2:11:57 Stunden sagt die offizielle Zeiterfassung. Ich bin zufrieden. Mehr ging nicht und dann ist es so auch in Ordnung.
Es war ein schöner und interessanter Lauf, bei einer Organisation, die nichts zu wünschen übrig ließ. Ich werde mir die Veranstaltung fürs nächste Jahr mal vormerken!

4 Kommentare:

der Fischlaker Läufer hat gesagt…

Hallo Didi, das ist ja nen Ding. Läufst auf meiner Hausstrecke und meldest es nicht an. Wenn ich es gewusst hätte , wäre das mein erster HM seit 2009 geworden. Didi als „Zugläufer“. Ich hätte es geschafft. So habe ich mir nur den 10 km Lauf angesehen. ( Mit dem Fahrrad ) Mal sehen, nächstes Jahr. ( Am 14.10.2012 ist der Jubiläums- Baldeneyseemarathon ( 50 ) für dich ? oder den Blumensaatlauf für uns beide ? )

Running Wiesel hat gesagt…

Hallo Christian,
die Entscheidung den Halbmarathon zu laufen habe ich letztlich erst am Samstag Morgen getroffen. Natürlich kannte ich den Termin vorher. Es war eine Alternative zum Beispiel zu Bertlich. Im nächsten Jahr gibt es reichlichst neue Möglichkeiten. Ich werde dann auch nicht mehr die Kilometerumfänge laufen wie in diesem Jahr. Das kostet derzeit viel Zeit und Kraft. Der Rhein-Ruhr-Halbmarathon in Duisburg ist auch eine ganz gute Alternative.
Zunächst mal alles Gute
Dietmar

Marcus hat gesagt…

Bei dem Anblick oder Ausblick auf den herrlichen See muß der Lauf wunderbar gewesen sein. Wenngleich die Nikoläuse mit ihrem Gebimmel sich wohl ein wenig störend ausgewirkt haben dürften. ;)

Genieße die Erinnerung an den schönen Lauf, der mit nicht wirklich winterlichen Bedingungen im November reizte.

Ich wünsche Dir ein herrliches Wochenende,

alles Gute,

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Danke lieber Marcus, dieser Lauf findet sicher seinen Platz in der langen Kette der schönen und erlebnisreichen Läufe. Ich wünsche Dir einen wunderschönen 1. Adventssonntag. Ja, tatsächlich. Es ist der 1. Advent. Der kalender bestätigt dies meinem ungläubigen Blick.

Liebe Grüße
Dietmar