Sonntag, 10. April 2011

Täglichlaufen - Eine positive Erfahrung




10. April, der 100. Tag im Jahr. Dass ich nicht an allen Tagen gelaufen bin, so wie ich es mir vorgenommen und angekündigt habe, ist ja nun nichts Neues mehr. Es ist bei den beiden krankheitsbedingten Ausfalltagen am 14. und 15. März geblieben. Somit bin ich an 98 der 100 ersten Tage des Jahres gelaufen. Auch die 1.000 Km habe ich nicht erreicht. Es sind letztendlich 870,6 Km geworden. Ein Fehlschlag also? Im Gegenteil! Ich sehe das am 1. Januar gestartete und nunmehr abgeschlossene Laufprojekt im Ergebnis sehr positiv. Noch nie zuvor bin ich an 81 Tagen hintereinander gelaufen (23. Dezember 2010 - 13. März 2011). Nach 2 Tagen Zwangspause erneut gestartet und eine kleine Serie von nunmehr 26 Tagen angehängt. Auch was die Laufumfänge angeht, so bin ich zu guter Letzt zufrieden. Noch nie bin ich in einer vergleichbaren Zeitspanne entsprechend viele Kilometer gelaufen, wenn das überhaupt ein Maßstab sein sollte.

Übrigens bin ich in diesem Jahr bisher 98:07:11 Stunden gelaufen. An jedem Lauftag somit im Schnitt eine Stunde. Tempo: Im Schnitt mein Marathontempo; im Januar deutlich langsamer, danach entsprechend zügiger.

Statistik ist nicht alles. Die eigentliche Frage ist, wie ich das tägliche Laufen erfahren habe.

Mein Fazit

Jeden Tag zu Laufen schärft die Wahrnehmung für die Natur. Kleinste Veränderungen lassen sich so wahrzunehmen. Jeden Tag sich mit dem Wetter auseinander setzen. Sich jeden Tag eine kleine Auszeit vom Alltag durch das Laufen gönnen. Es ist auch eine Übung gegen die eigene Trägheit. Ich kann dem Täglichlaufen viel abgewinnen. Es müssen für mich allerdings keine Endlos-Serien werden. Respekt all denjenigen, die das betreiben. Aber ich kenne auch meine Grenzen und ich setze mir diese auch ganz bewusst. Vielleicht wäre es schön mal ein komplettes Jahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember durchzulaufen. Aber das ist jetzt wirklich keine Ankündigung. Vielleicht mal in einigen Jahren, wenn ich nicht mehr so früh aufstehen muss.

Hier einige Gesichtspunkte, mit denen ich mich in den letzten Wochen auseinandersetzen musste.


Physische Beanspruchung


In der Vergangenheit bin ich drei- oder viermal wöchentlich gelaufen. Da ist es eine erhebliche Umstellung, wenn man jeden Tag raus geht und den Körper beansprucht. Es geht aber, wenn man das richtige Maß für sich findet. An den ersten 59 Tagen (bis Ende Februar)bin ich im Schnitt 10 Km gelaufen, so wie ich es angekündigt hatte. Da war ich absolut am Limit, denn es war deutlich mehr, als in der Vergangenheit. In den Jahren davor waren es zwischen 2.100 und 2.200 Laufkilometer jährlich. Das ist ein Schnitt von etwa 6 Km am Tag. Es ist nach meinen Erfahrungen nicht empfehlenswert beim Einstieg in das tägliche Laufen auch noch die Laufumfänge deutlich zu steigern. Was du heute an Belastung zuviel hast, spürst du am nächsten Tag und es schmälert den Spaßfaktor. Die Gefahr der Überforderung ist latent vorhanden. Aus meiner Sicht funktioniert das tägliche Laufen mit einer gleichmäßigen, moderaten Belastung; dann ist es eine machbare Herausforderung.


Mentale Seite

Sich jeden Tag aufzuraffen ist schwierig? Welche Probleme soll es geben? Das Wetter? Das kann es eigentlich nicht sein. Gegen Kälte kann man sich schützen. Regen ein Problem? Für mich ist es erstaunlich wie selten man richtig nass wird. Regen ist ein eher seltenes Naturerlebnis und tut auch nicht weh (anders als Hagel). Starker Gegenwind? Ich gestehe, den mag ich nicht. Aber es ist kein wirklicher Hinderungsgrund. Schnee und Glätte kann schwierig sein, man kann sich aber darauf einstellen. Wetter ist aus meiner Sicht kein Problem (gewesen).

Keine Lust zum Laufen? Meine Erfahrung ist, dass man sich fast nach jedem Lauf besser fühlt als vorher. Es lohnt sich raus zu gehen. Das ist eine Erfahrung, die ich für mich gezogen habe. Kurze Läufe können nach anstrengenden Arbeitstagen Arbeitstagen absolut erfrischend sein. Erst danach ist der Abend gerettet.

Schwer Beine! Ja, das war schon einige Male ein echtes Problem, nämlich dann, wenn ich an den Vortagen nicht das richtige Maß gehalten habe, zuviele Kilometer oder zu schnell gelaufen.

Zeitliche Beanspruchung

Das ist für mich ein echtes Problem, jedenfalls in der Woche an den Werktagen. Von Montag bis Donnerstag bin ich durch Arbeit und Fahrtzeiten von 5.15 Uhr bis etwa 17.00 Uhr in Anspruch genommen. Dann bin ich hinterher häufig auch richtig müde und kaputt. Wenn ich noch laufen will, dann muss es sofort sein. Das bedeutet unterm Strich, ich bin frühestens gegen 18.30 Uhr ferig. Viel Luft für andere Aktivitäten habe ich danach nicht mehr. Und ich habe durchaus noch andere Interessen; von Verpflichtungen will ich gar nicht erst reden. Man muss gut organisiert sein und sehr konsequent "sein Laufding" durchziehen, wenn man täglich laufen will. Ein gewisses Maß an Sturheit gehört wohl dazu.


Täglichlaufen und Wettkampf

Beides ist nach meiner Erfahrung ein Widerspruch in sich. Es geht zwar, aber man schließt Kompromisse, bei der das eine oder das andere zurückstecken muss. Übliche Trainingspläne funktionieren wegen des Täglichlaufens nur eingeschränkt. Das Täglichlaufen wird auf der anderen Seite eingeschränkt, wenn man bestimmte harte Trainingsläufe und gar Wettkämpfe absolviert.Wenn ich sage, man kann Täglichlaufen und Wettkämpfe miteinander verbinden, dann ist für mich die Grenze erreicht, wenn es um eine Marathonvorbereitung geht. Das bekomme ich offensichtlich nicht hin. Auch kurze Läufe zwischendurch reichen nicht für die notwendige Regeneration. Ob es solche regenerativen Läufe überhaupt gibt ist ja wohl auch umstritten, auch wenn manche Täglichläufer darauf hinweisen. Meine Erfahrung ist da anders. Mein Rezept heißt dagegen: mit den Kräften haushalten und an Morgen denken.

Täglichlaufen = Zwangsarbeit?

Wenn man sich entschieden hat etwas zu tun, wenn man etwas aus eigenem Willen verfolgt, dann ist es freiwillig. Wer einen Marathon-Trainingsplan durchführt, ist doch auch in ein Korsett eingezwängt? Ist das dann Zwangsarbeit? Entweder man will es oder man scheitert. Ich habe beim täglichen Laufen keinen Zwang verspürt. Wenn ich jetzt damit aufhöre, um einen Marathon vorzubereiten, dann ist das für mich keine gute Vorstellung. Ich mag fast nicht daran denken.

Wie es weiter geht?

Ich möchte in diesem Jahr noch einen Marathon laufen. Eigentlich möchte ich auch weiter täglich laufen. Beides zusammen werde ich nicht hinbekommen. Hut ab vor diejenigen, die das Schaffen. Auch wenn es nicht so aussieht, ich habe schon eine Vorstellung, wie es weiter gehen soll. Die Dinge werden ihren Lauf nehmen. Ich selbst bin gespannt.


Rückblick letzte Woche:


So. 10. April 2011 10,9 Km
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Sa. 09. April 2011 3,7 Km
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Fr. 08. April 2011 10,9 Km
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Do. 07. April 2011 2,5 Km
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Mi. 06. April 2011 7,7 Km
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Di. 05. April 2011 2,5 Km
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Mo. 04. April 2011 14,8 Km

Der Frühling hat uns in der zu Ende gehenden Woche richtig verwöhnt!

2 Kommentare:

Marcus hat gesagt…

Lieber Dietmar,

nochmals meine Gratulation zu Deinem interessanten Projekt, diesem kleinen Ausflug in die Welt des Täglichlaufens, was ich doch als sehr gelungen erachte. Wer hat schon 98 Tage im Täglichlaufen absolviert? Die wenigsten Menschen überhaupt können von einer derartigen Erfahrung reden.

Endlosserien gibt es in dem Stil per se nicht. Jede „Serie“ wird früher oder später enden und das ist auch gut so.

Bezüglich der Punkte, die Du in Deinem Fazit aufzählst, stimme ich Dir mehrheitlich zu; einige Punkte sehe ich jedoch in konträrer Weise. Aber das ist normal, da Täglichlaufen eine sehr individuelle Geschichte ist und sie jeder anders für sich interpretiert.

Für Deinen weiteren Weg – wie immer er auch aussieht – wünsche ich Dir viel Erfolg, Freude und natürlich Gesundheit. Und irrelevant, welchen Stil Du praktizierst, sofern Du dazu stehst und das mit einem zufriedenen Lächeln für Dich bewertest, ist es der richtige Weg.

Alles Gute,

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Lieber Marcus,
vielen Dank für deine freundliche Einschätzung. Einer der Punkte den Du anders sehen wirst, ist die Sache mit der Regeneration, vermute ich mal. Komme gerade von einem halbstündigen Läufchen zurück, der mich mehr entspannt als gefordert hat. Es wäre jammerschade gewesen, wenn ich diesen Lauf verpasst hätte. Ich wünsche Dir noche eine gute Woche. Für Morgen ist Regen angesagt! Und ich selbst bin gespannt, ob ich mal wieder nass werden darf.
Alles Gute
Dietmar