Sonntag, 17. April 2011

Das Leben ist kein Wunschkonzert!







Zwei lange Läufe über 30 und 25 Km haben die Laufwoche geprägt. Eine schöne Frühlingswoche mit idealem Laufwetter geht zu Ende. Auch gestern war es wieder überwiegend sonnig und mit 17 Grad am Nachmittag angenehm mild. Lange Läufe mit viel Zeit zum Nachdenken und Beobachten. Aber auch mit der Notwendigkeit sich mit dem Kräfteverschleiß eines stundenlangen Laufes mental auseinanderzusetzen. Am Ende von vielen Kilometern das Gefühl jeweils einen kleinen Schritt weiter gekommen sein. Wer lange läuft, der sieht auch viel. Immer noch rasante Veränderungen in der Natur. Man kann ja tagtäglich das Wachsen und Sprießen beobachten. Die Eiche an meiner Laufstrecke hat in dieser Woche ihr grünes Kleid angelegt. Aus den ungetümen Zweigen und Ästen ist in wenigen Tagen ein beschwichtigender grüner Umhang geworden. In dieser Woche gab es schöne Sonnenauf- und untergänge. Wer bewusst raus geht, der darf so etwas erleben und fühlt sich dabei auf ungeahnte Weise bereichert.

Natürlich gibt es nicht nur Schönes zu berichten. Die Abholzaktion an der früheren Zechenbahntrasse geht weiter. Wenn der Wald von Menschenhand "aufgeräumt" wird, dann bedeutet das in der Regel einen unschönen Kahlschlag. Ich kann aber auch nicht ganz die Notwendigkeit der Maßnahme in Abrede stellen. Es waren tatsächlich viele Bäume beschädigt und eine ganze Reihe abgestorben. Und es ist hier in der Stadt leider kein Bereich, wo man einen naturbelassenen Wald Raum geben kann. Trotzdem bleibt ein sehr unangenehmes Gefühl der Hilflosigkeit. Ich hätte mir jedenfalls mehr Behutsamkeit gewünscht.

Die ständige Begegnung mit den Gänsen im alten Dorfkern will ich nicht unerwähnt lassen. Die Gänse befinden sich (wie die Bäume) offensichtlich in einem Irrtum, wenn sie meinen, das, wo sie sich befinden, sei ihr Wohnzimmer. Ob die verletzte Gans (Bild) ein Opfer der Zivilisation geworden ist, vermag ich nicht zu sagen. Es spricht aber wohl Einiges dafür.

Doch dann das Beste zum Schluss. Natürlich hatte ich heute Morgen noch die schweren Beine meines gestrigen 25 Km-Laufes zu tragen. Also nur 2,5 Km im Kopf. Doch wäre das bei allem Verständnis nicht etwas sehr wenig für einen Sonntag? Die ersten Schritte gehen leidlich und so beschließe ich den Lauf wenigstens zu verdoppeln und Laufe meine Runde ausnahmsweise anders herum. Zunächst freue ich mich über die gelben Rapsfelder. Was sind die in dieser Woche in die Höhe geschossen. Dann sehe ich einen Heißluftballon am Morgenhimmel. Es ist mit 5 Grad noch empfindlich frisch. Gleich bin ich an meinem Wendepunkt für heute und jetzt passiert es. Etwa 15 Meter vor mir kreuzt ein Reh meinen Weg, um sogleich in den kleinen Wald zu verschwinden. So ein Zufall, so ein Glück, welch Geschenk. Der Richtungswechsel und die Streckenverlängerung haben sich gelohnt. Die letzte Rehbegegnung hatte ich nach meiner Erinnerung im Dezember bei tiefen Neuschnee, so ungefähr vor tausend Kilometer. Jetzt, mit über 80 Wochenkilometer in den Beinen geht es wieder zurück und das Lächeln weicht mir für den Rest des Weges nicht mehr aus dem Gesicht. Die Sonne bricht aus der Wolkendecke hervor und ich erblicke jetzt drei Ballone am Himmel. Ich stapfe mit schweren Beinen durch den Morgen, beseelt von tiefster Zufriedenheit.

So ziehe ich ein positives Fazit aus der hinter uns liegenden Woche, auch wenn das Negative natürlich nicht wegzudiskutieren ist. Und mir fällt noch ein Spruch ein, der mir irgendwo in dieser Woche vor die Augen gekommen ist: "Es ist nicht die Zeit, die vergeht. Wir sind es."



Wochenstatistik:

So. 17. April 2011 5,0 Km

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Sa. 16. April 2011 25,2 Km

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Fr. 15. April 2011 5,0 Km

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Do. 14. April 2011 10,9 Km
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Mi. 13. April 2011 2,5 Km
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Di. 12. April 2011 30,0 Km
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Mo. 11. April 2011 4,9 Km


4 Kommentare:

Marcus hat gesagt…

Wer sagt, daß man an einem Sonntag sehr weit laufen muß? Wobei 2,5 KM durchaus etwas wenig sind. Allerdings muß das dies jeder selbst entscheiden. Aber wie man sieht, lieber Dietmar, hat sich Deine Streckenverlängerung mehr als gelohnt. Das sind genau die Momente, die für mich das wahre Laufen symbolisieren. Rehe sehe ich hier täglich und auch wenn ich mich daran „gewöhnt“ habe, ist jeder Anblick einzigartig.

Ich hoffe, die verletzte Gans konnte sich wieder erholen – was leider nicht für die Bäume gilt. Aber so sind wir Menschen. So neigt sich Deine abwechslungsreiche Woche dem Ende entgegen und ich hoffe, daß letztendlich die positiven Erfahrungen überwiegen.

An dieser Stelle wünsche ich Dir eine wunderbare, neue Woche.

Liebe Grüße

Marcus

Eddy hat gesagt…

"Es ist nicht die Zeit, die vergeht. Wir sind es." - Ja, leider... Aber so lange wir in Bewegung bleiben, sind wir noch nicht vergangen. In diesem Sinne: lassen wir's laufen! :-)

Running Wiesel hat gesagt…

Hallo Marcus,ich kann durchaus auch mal mit 2 Km zufrieden sein. Aber heute war es eine unvermutet richtige Entscheidung. Ich wünsche Dir eine schöne kommende Woche und mal wieder Regen. Bei uns ist er langsam überfällig.
Liebe Grüße
Dietmar

Running Wiesel hat gesagt…

Hallo Eddy,
genau, lassen wir es laufen, zumal ich noch in der kommenden Woche Urlaub habe.
Einen schönen Gruß nach Bremen
Dietmar