Freitag, 25. Juli 2008

Macht Laufen glücklich?

Eine Kollegin hatte mir letztens per Email zum Geburtstag gratuliert. „Ich sollte schön feiern.“ Als ich zurück schrieb, dass ich abends an einem 10 Km-Lauf teilnehmen würde, war sie etwas fassungslos: „Einen 10-KM-Lauf zum Geburtstag, das ist ja der Hammer!!! An Deinem Geburtstag sollst Du Dich ausruhen und beschenken lassen. Aber doch nicht „harte arbeiten“!!! Na ja, wenn es Dich glücklich macht, OK!!!“

Diese Bemerkung hat mich ziemlich nachdenklich gemacht. Nicht dass ich an meinem Tun (Laufen) gezweifelt hätte. Aber die Frage nach dem „glücklich machen“ hat mich dann doch beschäftigt und ich habe dann nach dem 10 Km-Lauf meine „Gefühlswelt“ hinterfragt.

Während des10-Km-Lauf bis zum Anschlag war ich sicher nicht glücklich. Es war anstrengend. Aber ich wollte es so. Nach dem Lauf empfand ich große Freude, weil das Ergebnis so war, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich habe mich sehr gefreut, vielleicht war ich da auch glücklich. Gelegentlich freue ich mich natürlich immer noch darüber. Aber inzwischen ist längst der Alltag eingetreten.

Zwei Tage nach diesem Geburtstagslauf stand wieder Training an. Fast 16 Km sollten es sein und ein „ordentliches“ Tempo. Ich hatte irgendwie immer noch schwere Beine und führte zu Beginn einen inneren Kampf aus, ob es denn nicht ein paar Kilometer weniger sein könnten. Ich kam ordentlich ins Schwitzen. Der Brustgurt für die Pulsuhr saß nicht ganz fest, fing an zu scheuern und es „brannte“ ziemlich unangenehm. Doch letztlich habe ich mich da durchgebissen. Während des Laufens war ich sicher nicht glücklich. Aber hinterher war es aber immerhin ein gutes Gefühl es durchgezogen zu haben.

Weitere 2 Tage später gab es dann ein Intervalltraining. 4 mal 1,6 Km, insgesamt fast 13 Km. Ich hetzte wie verrückt durch den Wald. Wenn ich zwischen den Intervallen eine Pause einlegte, jagten und plagten mich die Mücken. Das war wenig lustig. Hinterher konnte ich ein erfolgreiches Training in meinem Lauftagebuch notieren. Ich war wieder einen Schritt weiter gekommen.

Auch das nächste Training hatte eine Geschichte. Ich lief durchs „Dorf“ mit „normalem“ Tempo. Nach gut 7 Km sah ich schräg von hinten eine große Laufgruppe mit irrem Tempo auf mich zukommen. So eine Laufgruppe habe ich im Dorf noch nie beobachtet. Ich konnte mir zunächst auch keinen Reim darauf machen. Jedenfalls würden die mich bald überrennen und ich wollte wenigstens ein gutes Bild abgegeben. Also gab ich Gas. Half natürlich nichts. Bald hatte mich die Spitzengruppe ein. Es waren Fußballer der SG Suderwich. Da hatte ich mehrere Handikaps. Ich hatte in der Woche schon vor diesem Training 38 Wochenkilometer in den Beinen. Dafür brauchen die wahrscheinlich 4 Spiele. Ich war bei dem Lauf schon 7 Km unterwegs. Die kamen wohl direkt vom Sportplatz. Der war weniger als 1 Km entfernt. Außerdem waren die Jungs sicher deutlich mehr als 30 Jahre jünger als ich. Als die Spitzengruppe mich überholt hatte, schaute ich nach hinten. Oje, ein lang gezogenes Mittelfeld und das Ende der Gruppe kaum in Sichtweite. Die Hetzjagd würde weiter gehen. Dann spürte ich einen sehr scherzhaften Stich etwas unterhalb des linken Knies. „Etwas“ hatte mich gestochen. Manchmal kommt es halt knüppeldick. Es tat für einen Augenblick ziemlich weh. Dann kam langsam das Mittelfeld der Fußballergruppe an mich heran. Der hintere Teil erreichte mich nicht mehr; die Fußballer bogen dann irgendwann an einer Wegkreuzung ab. Jedenfalls stellte ich in dieser Runde einen nicht geplanten Trainingsrekord auf. Die Motivation war aber kein Glücksgefühl sondern das Ego.

Dann stand noch in der Woche ein langer Lauf an. 7 Runden = 22,3 Km. Sonntagmorgen, kurz vor 6 Uhr. Tagsüber hätte es sonst nirgends hingepasst. Ich hatte so gar keine Lust darauf. Aber für die weiteren Zielsetzungen musste es einfach sein. Ich war gerade mal fünf Minuten unterwegs, da kann ein richtiger Platzregen runter. Nein, heute würde ich keine 22 Km laufen. Ich bin doch nicht blöd. Nach zwei Minuten war der Spuk vorbei. Trotzdem war ich natürlich von oben bis unten nass. Ich teilte mir den Lauf in Teilstücke ein. Erstmal drei Runde laufen, dann mal weiter sehen. Am Ende waren es 22,3 Km. Recht flott sogar, weil ich auf den letzten 6 Km das Tempo um einiges verschärft hatte. Natürlich spürte ich den Lauf den ganzen Tag über in den Beinen, sogar am nächsten Tag noch.

Laufen macht also nicht generell glücklich. Genauso wenig wie es glücklich macht ununterbrochen Torte zu essen. Aber hin und wieder…! Was treibt einen Läufer also an. Das kann ganz Unterschiedliches sein. Der Spaß an der Bewegung. Natur zu spüren. Sich herauszufordern. Anstrengungen zu bewältigen. Ziele anzusteuern. Letztlich ist ja auch egal. Ich will es, also tue ich es. Laufen macht gelegentlich glücklich und insgesamt jedenfalls zufriedener.

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