Montag, 21. April 2008

Berlin - Ich war dabei!





Pokalfinale zwischen Borussia Dortmund gegen Bayern München. Es war mehr als nur ein Fußballspiel. Das Spiel war ok. Aber das war es nicht. Auch nicht, dass es ein Endspiel war. Es war das, was die Fans von Borussia daraus gemacht haben. Es fing auf der Autobahn an. Setzte sich in den Stunden vor dem Spiel in der Stadt fort. Und im Stadion ging die Post ab. Was die Dortmunder Fans über mehr als drei Stunden an nahezu ununterbrochenem Support boten war ohne Beispiel. Es lässt sich auch nicht wirklich in Worte fassen. Alle Nachbetrachtungen, die ich im Fernsehen oder in der Presse verfolgt habe, waren mir viel zu sachlich und kühl. Es war Emotion und Leidenschaft pur. Ich habe keinen entdecken können der nicht mitgemacht hat. Die Fans in Schwatzgelb haben sich fast die Seelen aus dem Leib geschrieen und die Hände wund geklatscht.


Es war ein unvergessliches Erlebnis. Schade, dass das Ergebnis nicht stimmte.

Einen Stimmungsbericht habe ich gefunden, der so einigermaßen wieder gibt, was sich abgespielt hat.



Die Münchner gucken Fußball - Die Dortmunder feiern ein Finale - Schwarz-gelbe Hauptstadt
Borussia kann stolz sein auf diese Fans

Von Frank Fligge
Westfälische Rundschau - EX 08 Sonntag, 20. April 2008 WR

Einfach irre: Was sind das bloß für Wahnsinns-Fans!
Auch wenn der DFB-Pokal heute mit dem FC Bayern nach München fliegt, kehrt der BVB doch nicht mit völlig leeren Händen nach Dortmund zurück. Die Anhänger der Schwarzgelben erhalten zumindest eine symbolische Trophäe: den Stimmungs-Pott.

Weil sie Berlin einen Tag der tausend Gänsehäute geschenkt
haben. Selbst regelmäßige Endspiel-Besucher waren sich einig: Eine solche Atmosphäre hatten sie zuvor noch nie erlebt. Die Endspiel-Stimmung hatte sich den Tag über kontinuierlich aufgebaut. Im Handstreich eroberten die BVB-Fans am Samstag alle neuralgischen Punkte der Hauptstadt: die Fanmeile am Brandenburger Tor, die Prachtstraße „Unter den Linden”, den KuÆdamm. Ganz gleich, wohin man kam, die Fans von Borussia Dortmund waren schon da und überall in der Überzahl.

Nichts zu spüren vom jüngsten Frust
Aus allen Himmelsrichtungen strömen sie in die Stadt: wohlgelaunt, siegessicher und sangesfreudig. Nichts mehr zu spüren vom Frust der vergangenen Tage. Berlins Regierender Bürgermeister, SPD-Mann Klaus Wowereit, musste die Macht für einen Tag an die schwarz-gelbe Koalition abtreten. Das Epizentrum des westfälischen Frohsinns lag wie schon 1989 rund um die Gedächtniskirche. Mehrere tausend Anhänger bevölkerten den Platz. Und: Die aufblasbaren Bananen, Kultobjekt beim letzten Pokalsieg vor 19 Jahren, feierten ihre Renaissance. Berlin gestern: eine riesige Bananenplantage.

Am frühen Nachmittag verlagerte sich der Trubel dann Richtung Olympiastadion - eine schwarzgelbe Fankarawane, ein beeindruckendes Bild. Schon während des Damen- Endspiels machten die Borussen mächtig Stimmung. Und nur sie. Links und rechts des Marathontores dehnten sich die Borussen-Blöcke aus. Verbal spielten sich die Anhänger die Bälle zu. Von Bayern: wenig zu sehen, nichts zu hören. Totale Dominanz der rund 30 000 BVB-Fans im Stadion.
Akustisch wie optisch.

„Der Beginn von etwas Großem”

Der Unterschied: Die verwöhnten Anhänger aus München guckten Fußball -die aus Dortmund feierten ein Finale. Und die Spieler von Thomas Doll bekamen einen ersten Eindruck dessen, was sie später erwarten würde, als sie während der Ehrenrunde der Frankfurter Frauen zum Rasen- und Atmosphären- Test aus den Katakomben kamen. Noch in Ausgehanzug und Krawatte, eine Stunde später dann im Aufwärmdress zu den Klängen des Final-Songs „50 000 Borussen an der Spree.” Die Zuschauer entrollten überdimensionale Transparente mit der Dortmunder Stadtsilhouette und dem Spruch:

„Träumt einer allein, ist es nur ein Traum
- träumen viele gemeinsam, ist es der Beginn von etwas Großem.”

Doch der Traum erhielt früh einen Dämpfer. Die 11. Minute, der erste zwingende Bayern-Angriff, das 1:0. Lähmendes Entsetzen, für einen Moment Schweigen. Dann waren sie wieder da, die BVB-Fans. „Olé, olé, olé, nurder BVB - unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz” sangen sie in Endlos-Schleife.
Sie fieberten mit, starben tausend Tode, als ihre Mannschaft auf den Ausgleich drängte. Als Bayern schwamm. Sie explodierten förmlich, als Mladen Petric der späte Ausgleich gelang. Sie trauerten und weinten, als um 22.27 Uhr Schluss war. Borussia Dortmund kann stolz sein auf diese Fans, die ihr Team auch bei der Siegerehrung und auf der Ehrenrunde feierten, als hätte es den Pott gewonnen. Die (mindestens) „50 000 Borussen an der Spree” - sie waren phantastische Botschafter der Stadt.

Keine Kommentare: