Dienstag, 26. Juni 2007

Läufer-Ego


Der gestrige Abendlauf war als Regenerationslauf gedacht. 5 Runden auf meiner Haus- und Dorfstrecke, insgesamt 15,750 Km. Eigentlich also nichts Besonderes. Aber man darf es wohl nie zu leicht angehen lassen. Dann hat der innere Schweinehund nämlich immer Angriffsflächen. Große Lust zum Laufen hatte ich von vornherein nicht. Irgendwie steckten die Läufe von Freitag und Sonntag mit 19 und 22 Km doch noch in den Knochen.

Abends nach der Arbeit zu Laufen ist auch nicht gerade mein Ding. Meistens fühlt man sich doch etwas zerschlagen. Leider hatte ich tagsüber auch noch beim Essen gesündigt. Es gab zu verschiedenen Anlässen Kuchen und ich konnte nicht widerstehen. Das führte beim Laufen zu Sodbrennen. Das war ätzend im wahrsten Sinne des Wortes. Es war auch noch relativ warm und ein Gewitter war in Anmarsch.

So quälte ich mich über die Kilometer und schon nach zwei Runden dachte ich ans Aufhören. Aber nichts da. Schließlich habe ich es mir selbst auferlegt den Kilometerumfang auf ca. 60 Km wöchentlich zu steigern. Aber die Beine wurden schon schwerer und schwerer. Der Puls war höher als 2 Tage zuvor am frühen Morgen bei vergleichbarem Tempo. Der Himmel wurde dunkler. Doch noch schaute die Sonne durch die Wolken. Es würde schon halten. Hielt es aber nicht.

Nach ca. 10 Km öffneten sich alle Himmelsschleusen fast ohne Vorwarnung. Es goss aus Kübeln, begleitet von einem heftigen Gewitter. Pech gehabt, dachte ich mit einer nicht abzustreitenden Erleichterung, denn das war schließlich höhere Gewalt. Der Regen an sich wäre vielleicht noch erträglich gewesen. Aber so ein Gewitter soll man schließlich nicht unterschätzen. Also lief ich nur noch meine Runde noch zu Ende. Ein schöner doppelter Regenbogen zeigte sich am Himmel. Der Regen wusch mir den Schweiß aus dem Gesicht. Aber er war ganz schön kalt nachdem ich ja noch durchgeschwitzt war. Zuhause begab ich mich schnell auf den Balkon um den Regenbogen zu fotografieren. Aber natürlich war der nicht mehr so schön wie auf freiem Feld. Das Gewitter hatte sich dann sehr schnell verzogen. Irgendwie ärgerlich. Mein innerer Schweinehund hatte mir die lange Nase gezeigt. Denkste!

Stur wie sonst was zog ich mir trockene Laufsachen an und es ging wieder nach unten. Die eine Runde (3,15 Km) wollte ich auch noch laufen. Vom Trainingseffekt sicher keine Bedeutung aber es hat sich trotzdem gelohnt. Ich erlebte einen schönen Sonnenuntergang. Am Himmel waren noch einzelne Gewitterwolken, die jetzt von der untergehenden Sonne in ein schönes rötliches Licht getaucht wurden. Gleichzeitig zog der zunehmende Mond über den Himmel. Die Luft abgekühlt und klar. Meine Beine verstanden den Spaß nicht ganz so gut. Was soll das, wir waren doch schon fertig. Aber die Strecke war ja nur kurz. Das Naturschauspiel war ein schönes Erlebnis. Die Frage, warum muss ich nochmals runter um mein Trainingsplan zu erfüllen, wird wohl das Geheimnis meines Läufer-Egos bleiben, was sich auch immer dahinter verbergen mag. Läufer müssen nicht verrückt sein. Aber es kann ungemein hilfreich sein.

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