Sonntag, 29. Mai 2011

Rhein-Ruhr-Marathon ohne Rhein und Ruhr



Ohne Rhein und Ruhr? Ja, wenn man nur den Halbmarathon läuft, so wie ich am heutigen Tage. Da ist die Strecke gegenüber dem Marathon eben entsprechend verkürzt. So ist das halt mit halben Sachen.

Dieser Halbmarathon sollte bereits mein 10. HM werden. Trotzdem war es heute ein echtes Experiment. Zum einen, weil ich mein tägliches Laufen nach dem Düsseldorf-Marathon vor 3 Wochen ohne Unterbrechung fortgesetz habe. Und noch nie habe ich 3 Wochen nach einem Marathon an einem offiziellen Lauf teilgenommen und schon gar nicht an einem Halbmarathon. Ich hatte sogar bis zum Schluss auf den Marathon spekuliert. Doch letztlich hat die Vernunft gesiegt; wie sich zeigen sollte eine richtige Entscheidung.

Anders als bei der Hitzeschlacht beim Düsseldorf-Marathon zeigte sich das Wetter von der läuferfreundlichen Seite: bewölkt und kühl. Sogar ein paar Regentropfen gab es zur Begrüßung, allerdings nur ein ganz kurzes Intermezzo.

Mehr als 3.300 Läuferinnen und Läufer machten sich auf die Strecke. Besonders in der Anfangsphase gab es ein ziemliches Gewusel. Ich hatte keinerlei Vorstellung davon wie ich laufen sollte. Die letzte richtige "Tempoeinheit" hatte ich vor zwei Monaten gemacht und das war der HM bei der Winterlaufserie gewesen. Irgendwo bei 2:15 Std. entsprach für heute meiner ungenauen Vorstellung. Aber ich verpasste das erste Kilometerschild. Das zweite und das dritte auch. So lief ich einzig allein nach Gefühl. So nach einer guten halben Stunde hörte ich einen Läufer neben mir, dass wir auf 2:10-Kurs liegen würden. Ich erschrak ein wenig und hoffte das er sich irrt, denn das wäre für heute zuviel des Guten gewesen. Ich konnte es mir von meinem Gefühl her auch nicht vorstellen. Kilometertafeln hatte ich auch weiterhin keine gesehen. Doch da, die "7 Km". Ich muss wohl sehr dicke Tomaten auf den Augen gehabt haben. Unfassbar, wie groß diese Tafeln waren. Selbst ohne Brille hätte das eigentlich nicht passieren dürfen.Andersherum war es auch nicht schlimm. Ich hatte bis dato einen Schnitt von 6:17 Min./Km. Nicht gerade schnell aber es regte mich auch nicht auf. Mir war klar, dass ich von meiner Bestzeit ewig weit weg sein würde. Darum ging es heute auch nicht. Meine Beine fühlten sich heute aber schon besser an als in Düsseldorf nach entsprechender Strecke. Ob das so bleiben würde?

10 Km bei 1:03:04 Std. Damit würde ich wohl im Bereich von 2:15 bleiben. Mal sehen. Und ich sah es sehr bald, jedenfalls besser als die Hinweistafeln auf den ersten Kilometern. Meine Kraft war schon im Schwinden begriffen und ich wurde sichtbar langsamer. Ich wollte, aber ich konnte nicht. Also fand ich mich damit ab und lief halt so gut es noch ging und zählte die Kilomter. Mit den Tafeln in Duisburg ist es eine schöne Sache. Jedenfalls ab dem Zeitpunkt, wo Marathon- und Halbmarathonstrecke wieder zusammen laufen. Es fängt jeweils mit der Marathontafel an und 100 m später folgt die HM-Tafel. Da die Tafeln riesig waren, konnte man sie zeitig sehen. Und durch die Reihenfolge war der nächste Kilometerpunkt subjektiv schon frühzeitig spürbar. So etwas wie eine optische Täuschung im Kopf.

Laufen durch Duisburg:
Wer Sightseeing bvorzugt, der sollte sich eine andere Veranstaltung suchen. Auch wer das Naturerlebnis mag, war heute fehl am Platze. Ich fand die Strecke sehr öde. Nicht etwa, dass das Ruhrgebiet und somit auch Duisburg dem Besucher nichts zu bieten hätte. Es gibt interssante Industriekultur, sehenswerte alte Siedlungen und richtig schnuckelige Ecken. Und für den Liebhaber von grünen Nischen ist der HM bei der Duisburger Winterlaufserie um ein Vielfaches interessanter als die Strecke heute. Beim Rhein-Ruhr-Marathon geht es aber wohl eher darum eine schnelle flache Strecke zu präsentieren und die organisatorischen Möglichkeiten rund ums Bundesligastadion des MSV zu nutzen. Das kann man gut nachvollziehen.

Publikum: da wo es welches gibt, sind die Lute ganz nett und geben sich Mühe. Allerdings war die Stimmung in Düsseldorf doch etwas präsenter. Aber mir persönlich ist das nicht so wichtig. Anfeuerungen sind ganz nett. Doch schneller werde ich dadurch auch nicht. Wollte ich es versuchen, dann bräuchte ich nach ein paar hundert Metern eine Sauerstoffmaske.

Ab Km 18 verspürte ich auch wieder etwas mehr Optimismus. Das ist normal. 3 Km signalisieren das Ende des Vergnügens. Ich war bis hierhin durchgelaufen. Und der Rest wäre auch noch zu schaffen. Die 20 Km überquerte ich in 2:09:43 Std. Das hatte sich abgezeichnet. Noch nie hatte ich auf der zweiten Hälfte soviel verloren wie heute, außer im Siebengebirge bei einem ganz anderen Höhenprofil. Schließlich der Bogen über die Straße und der letzte Kilometer. Ich rechnete noch mal ganz kurz. Meinen zweiten Marathon im März 2007 war ich in 2:16:xx gelaufen. Das war bis dato mein drittlangsamster HM. Ich wußte nicht mehr genau die Sekundenzeit. Aber ein Versuch war das nochmal wert und ich zog daraus noch etwas Motivation.

Schließlich durfte auch ich in die Zebra-Arena einlaufen, die ihren Namen an ein Reiseunternehmen abgeben musste. Mir ists egal, denn wenn es piept, dann ist das Rennen eh gelaufen.

Freundliche Helfer hüllten mich in eine weiße Plastikhülle ein. Außer mir gab es noch viele andere weiß umhüllte Gespenster im Innenraum. Medaille, Tshirt, Kleiderbeutel. Die Wege in Duisburg sind angenehm kurz. Ich begab mit nach dem Umziehen nochmals ins Stadion und konnte die ersten Marathonläufer bewundern. Es gewann natürlich ein Kenianer. Am meisten bewundert habe ich allerdings die erste Frau, Silvia Krull. Sie gewann in 2:46:13. Wenn man diesen eigenartig abgehackten Laufstil sieht, dann mag man es nicht glauben. Sie läuft wie eine Kampfmaschine, aber unglaublich schnell. Einfach bewundernswert!

Da ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch einiges an Weg vor mir hatte, machte ich mich dann auf den Rückweg, nicht ohne ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee genossen zu haben, lecker und ein angenehm fairer Preis.

Es war heute ein Testlauf. Zuhause wäre ich nicht soviel gelaufen und auch ein Stück langsamer. Insoweit hatte der Lauf seine Berechtigung. Vielleicht laufe ich hier noch mal den ganzen Marathon, denn so ist ja mein Eindruck von Duisburg nur die Hälfte wert.

Ach ja, meine "grandiose" Zeit: 2:16:32; etwa 9 Minuten langsamer als beim HM vor 2 Monaten; aber 7 Sekunden schneller als im März 2007. Ich habe mich schlapp gelacht, als ich das zu Hause nachgeschlagen habe. Manchmal macht man schon verrückte Sachen.

2 Kommentare:

Marcus hat gesagt…

Hallo Dietmar,

da hast Du erneut einen interessanten Lauf absolviert, wenngleich das Gewusel zu Beginn sicher sehr irritierend war (und mir einmal mehr zeigt, daß das für mich nichts wäre). Deine Zeit ist doch wunderbar – der Spaß und die Freude am Laufen sollten obsiegen. Konzentration auf unbedeutende Zeiten – finde ich – sind nicht sinnvoll.

Wie auch immer, Dein Bericht zeigt, daß der HM ganz und gar nicht eine „halbe Sache“ war – im Gegenteil. Zumindest ist dies mein Eindruck als Leser.

Ich wünsche Dir einen angenehme Woche.

Liebe Grüße

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Hallo Marcus,
dem Grunde genommen gebe ich Dir Recht, was die Bedeutungslosigkeit der Zeiten angeht. Denn wenn das ein wirklicher Gradmesser wäre, dürften 98 % aller Teilnehmer solcher Veranstaltungen gar nicht an den Start gehen. Aber jeder sucht sich dabei so eine eigenartig konstruierte Nische. Deine Philosophie ist halt eine ganz andere. Ich nehme mich ja zuweilen mit meiner ganz speziellen Jagd nach Sekunden selbst auf die Schippe. In der Tat war dieser Lauf für mich keine "halbe Sache".

Auch Dir eine gute Woche.
Liebe Grüße

Dietmar