Donnerstag, 15. Oktober 2009

Das ist ja gar nichts!











Für heute hatte ich mir richtig was vorgenommen. Fünf- oder vielleicht auch sechsmal die Halde hoch. Es hatte Nachtfrost gegeben. Was also anziehen? Kurze Hose. Klar, ist einfach am bequemsten. Aber langes Laufshirt und zur Sicherheit noch ein kurzes drunter. Und Kappe und Handschuhe. Jawohl, Handschuhe. War übrigens eine gute Idee.

Von der Drachenbrücke an der Straße entlang bis zum Treppenbeginn. Die 1,3 Km reichen gerade zum Einlaufen und Nachdenken. Das wird heute ein starkes Stück Arbeit. Auf alle Fälle langsam laufen und und das vorgenommenen Pensum schaffen. Eine Runde sind 4 Km lang und beinhalten 110 Anstieg und 110 m Abstieg. Wenn ich nur die Treppe rauf oder runter laufe, sind es 100 Höhenmeter. Die Länge kann ich nur grob schätzen, dass dürften etwa 700 m sein. Optimal wären 4 volle Runden und 2 zusätzliche Treppengänge.

Am Treppenbeginn angekommen, mache ich 20 m weiter ein echtes Hindernis aus. Eine Kindergartengruppe? Sind doch ansonsten Schulferien. Da ich die Treppen zügig hochgehen und nicht rennen will, ist es nicht so tragisch. Ich schlängle mich durch die Gruppe, mache mich bemerkbar und bedanke mich brav. Hindernis ist passiert, also weiter nach oben. "Das ist ja gar nichts. Ich renne da immer hoch!" Ein "freundlicher" Kommentar eines männlichen Begleiters. Ich spare mir den Atem zum Laufen. Der weiß doch gar nicht was ich vor habe oder er ist Berglaufmeister. Egal, weiter geht`s nach oben. Auch beim ersten Anstieg nehmen die Treppen scheinbar kein Ende. Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal mit Pulsmessung laufen. Denn ich komme schon etwas ins Schnaufen. Wegen der Kindergartenkinder laufe ich meine Runde ordentlich auf der anderen Seite zu Ende, bis zur Drachenbrücke. Und auch da geht es gleich weiter in die nächste Runde.

Im Schatten ist es kühl. Ich bin froh über die Handschuhe und die Kappe; bis es wieder die Treppen hoch geht. Ab da wird es mir wieder wärmer. Was nicht nur daran liegt, dass ich jetzt direkt in die Sonne schaue. Es ist erstaunlich, wieviele Leute hier schon unterwegs sind. Aber es ist auch wieder ein wunderschöner Herbsttag mit herrlicher Fernsicht. Als ich ganz oben angekommen bin, steht dort jemand am Treppenansatz. Ich kann sein dummes Gesicht nicht sehen, als ich mich postwendend umdrehe und wieder runter laufe. Sozusagen meine erste Extraschicht. Runter geht es leichter. Aber ich muss aufpassen. Die Treppen, eine Art Metallgitter, sind etwas feucht und ich muss aufpassen, dass ich immer den richtigen Griff habe. Wo das Gelände es hergibt laufe ich ohnehin neben den Stufen. Schnell bin ich an der Treppensohle angekommen. Kehrt Marsch und wieder rauf. Das spüre ich jetzt schon etwas in den Beinen. Ich bin froh, als ich die letzte Stufe überwunden habe.

Oben empfängt mich ein frischer Wind, bevor es auf normalem Wege wieder Richtung Drachenbrücke geht. Dort ist Halbzeit, ein Blick auf die Stopuhr, Zeit für ein Becher Wasser. Nächste Runde.

Wie geht`s weiter? Ich höre in mich rein. Reicht die Kraft? Jedenfalls soll es zweimal die Treppen rauf gehen und dann am Start- und Zielpunkt werde ich sehen, ob es für eine weitere Runde reicht. Das Treppensteigen wird beschwerlich. Da ich aber ohne Zeitdruck unterwegs bin, klappt es noch ganz gut. Nach dem ersten Aufstieg drehe ich mich schnell wieder um. Nicht nachdenken, einfach nur runter. Das Aufsteigen kommt dann am Ende ganz zwangsläufig wieder. Ich habe richtig vermutet. Am Ende geht es auch dieses mal wieder aufwärts. Ist doch schön! Aber beim fünften Mal ist der Spaß eher eingeschränkt.

Schließlich ist es wieder geschafft. Am Auto gibt es erneut einen Becher Wasser. Tolle Verpflegung. Gute Organisation. Na, ist ja auch alles selbst organisiert.
Ich fühle mich reif für eine weitere Runde. Die Treppen warten schon auf mich.Diesesmal ist es schon ganz schön schwer. Unterwegs treffe ich zum x-ten Mal ein paar ältere Läufe. "Man, wieviele Runden willst du das noch machen?" Ein Hauch von Bewunderung, in der Frage eines älteren Herrn mit Krückstock, der sich vorsichtig nach unten balanciert. Das tut dann doch auch mal gut, wenn man zu Beginn gehört hat, dass das ja alles gar nichts sei.

Ich bin oben, das letzte Mal heute. Ein schönes Gefühl. Noch eine kleine Senke mit anschließendem kurzen Anstieg und dann nur noch talwärts. Hier versperrt mir die Kindergartengruppe den Weg. Ich weiche auf`s Gelände aus und sehe zu, dass ich nach unten komme. Diesesmal bleibt jedweder Kommentar aus. War auch besser so.

Ganz unten, am Ziel. Soll ist erfüllt. Waren circa 18,8 Km und 640 Höhenmeter. Soll mir nochmal einer sagen, das sei doch gar nichts. Ist übrigens ein schönes Gefühl so einen nicht ganz leichten Lauf hinter sich gebracht zu haben.

Das letzte Mal heute war nicht ganz richtig. Ein Spaziergang führte zum Sonnenuntergang nochmals nach oben. Es lohnt sich nicht nur wegen der Lauferei die Halde zu besteigen. Aber für heute reicht es jetzt auch.

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