Montag, 18. August 2008

Zwei Schallmauern durchbrochen!

In der letzten Woche fand der „Kreishauslauf“ statt. Das ist eine Veranstaltung der Betriebssportgemeinschaft der Kreisverwaltung Recklinghausen. Dabei ist zehnmal das Kreishaus zu umlaufen (= zehnmal 600 m) und zwar als Staffellauf zu je 2 Personen. Die Rundeneinteilung ist so, dass man mindestens 3 und maximal 7 Runden laufen muss.

In den letzten beiden Jahren war ich jeweils 5 Runden, also 3 Km gelaufen, zuletzt in 15:15 Minuten, also ein Schnitt von 5:05 Minuten/Km. Diesesmal wollte ich 5 Minutenmarke knacken. Es gab aber ein Handikap, da meine Mitläuferin nur 3 Runden laufen wollte. Da war ich mir nicht sicher, ob ich das schaffen würde. Der Plan war, die ersten 5 Runden so anzulaufen, als ob es dabei bleiben sollte und bei den verbleibenden 2 Runden zu sehen, wie es gehen wird. Meine Vorläuferin Christel lief 3 flotte Runden, das trieb mich zu der schon vorhandenen Motivation zusätzlich an. Und am Start gab es auch die beobachtenden Kolleginnen und Kollegen und die Läufer, die gerade nicht laufen mussten. Die machten ein Spektakel wie beim Ruhrmarathon. Ich kam gut in den Lauf und schaffte die erste Runde in dem von mir gewünschten Tempo. Am Startpunkt angelangt gab es gar eine Welle. Das macht natürlich „Beine“. Bis zur 5 Runde konnte ich das Tempo unter 5 Min./Km halten. Klar, dass es dann immer schwieriger wurde. Ich musste ordentlich kämpfen; locker war das nicht mehr. Aber egal: unterm Strich waren es 20:35 Minuten für 4,2 Km, also 4:54 Min./Km. So schnell war ich noch nie!

Am Sonntag gab es den Sparkassenlauf in Gladbeck. Ich ging über den Halbmarathon an den Start. Ziel: eine neue Bestzeit und dabei erstmal unter 6 Min./Km. Das bedeutete von Anfang an Tempo zu gehen. Nur bei einer optimalen gleichmäßigen Aufteilung würde das gehen. Deutlich über 300 Starter machten sich bei warmen aber noch erträglichen Temperaturen auf dem Weg. Es war ein Rundkurs, der aus einem Stadion führte und viermal zu durchlaufen war, wobei die erste Runde durch eine Zusatzschleife verlängert wurde. Ich hatte schon Magenprobleme und leichte Übelkeit mit zum Lauf gebracht. Die Übelkeit war auf den ersten drei Kilometern deutlich spürbar. Das stimmte mich nicht gerade optimistisch. Das Laufen viel mir ganz schön schwer. Aber ich war nicht bereit klein beizugeben und hatte dann das Glück, dass sich mein Zustand verbesserte und ich schließlich keine Beschwerden mehr hatte.
Was soll man zu so einem Lauf groß sagen, bei dem es ans Limit geht. Man achtet darauf das Tempo zu halten, orientiert sich an die Läufer neben oder vor einem und passt auf, dass es nicht zu langsam oder zu schnell wird. Es ist die reinste Konzentrationsübung. Ich hatte von Anfang an das richtige Tempo, knapp unter 6 Min./Km erwischt. Das suchte ich von Kilometer zu Kilometer beizubehalten. Von der Laufstrecke bekam ich da wenig mit, außer dass diese flach war und überwiegend durch schattiges Gelände führte. Es gab 2 Getränkestationen: eine im Stadion und eine weitere draußen an der Strecke. Zuschauer waren da, vor allem im Stadion, vermutlich überwiegend die Begleitung der Läufer.

Ich konnte das Tempo sehr konstant halten. Bei 10 Kilometern lag ich etwa 30 Sekunden unter der „Marschtabelle“. Um mich bei Laune und Motivation zu halten und die Verarbeitung der Gesamtaufgabe gedanklich etwas zu vereinfachen, konzentrierte ich mich auf das Erreichen der 15 Km-Marke. Diese Distanz hatte ich Mitte März in 1:29:30 Stunden geschafft. Das war der ersehnte Temposchnitt. Was ich im März geschafft hatte, sollte jetzt auch gehen. Schließlich hatte ich dafür seitdem trainiert; viele Intervalle und Tempoläufe durchgeführt. Bei 15 Km lag ich dann sogar eine Minute unter „Soll“. Notfalls könnte ich für die restlichen Kilometer davon zehren. Doch ich wollte ja nicht langsamer werden und wurde es auch nicht.

Ab Kilometer 18 kostete es zunehmend Überwindung nicht langsamer zu werden. „Zuhause ist es nur noch die Strecke von einer Dorfrunde“, sage ich mir. Das müsste doch machbar sein. Dann dachte ich nur noch Kilometerweise. Einige Läufer wurden zu diesem Zeitpunkt auch deutlich langsamer. Davon durfte man sich nicht anstecken lassen. Keine falsche Solidarität.

Ich ließ die letzte Möglichkeit zur Getränkeaufnahme aus und gewann damit noch einige Sekunden. Endlich konnte ich ins Stadion einbiegen. Noch 250 m! Kleiner Schlussspurt auf der Zielgeraden.

Durch in 2:05:32 Stunden (offizielle Zeit). In dem Augenblick aber mehr kaputt als prima. Es war ein harter Arbeitssieg. Ein richtiger grenzwertiger Schlauch. Genug mit der „Tempobolzerei“ in diesem Jahr, waren meine Gedanken. Jetzt wird nur noch Grundlagenausdauer für den nächsten Marathon trainiert. Meine Beine waren schwer, aber in leidlichem Zustand. Ich fühlte mich vor allem mental ausgepauert.

T-Shirt abgeholt (zu groß). Urkunden gab es wegen technischer Probleme nicht. Ich wurde für den Verein „Vfl-Ostalsheim“ geführt und andere Läufer auch entsprechend falsch zugeordnet. Wenn man darüber hinwegsieht, war es eine gelungene Veranstaltung. Ziel erreicht, Schallmauer durchbrochen.

Keine Kommentare: