Samstag, 1. Dezember 2012

Erloschenes Novemberlicht

Mit dem ersten Dezember hat der Winter kalendarisch Einzug gehalten: Temperaturen etwas über null Grad, gelegentlich etwas Regen mit mäßigem Wind. Grau und uselig. Das erste Törchen im Adventskalender (und weitere Leckerchen) sind längst vertilgt. Trotzdem muss Zeit bleiben um mit ein paar Sätzen den vergangenen, aber noch nicht vergessenen November zu würdigen.

November? Ist das nicht der Monat mit dem trüben Antlitz, rauh, grau und dunkel, mit ersten Vorboten des Winters? Der letzte gestrige Novembertag strafte diesen Attributen der Lüge. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, jedenfalls über weite Strecken des Tages und so auch, als ich am Nachmittag zu meinem letzten Novemberlauf  aufbreche. Als ich vor die Tür trete strömt mir sonnendurchflutetes Licht entgegen. Allerdings ist es mit gerade mal zwei Grad doch schon recht kalt. Meine Laufstrecke begrüsst mich mit spätherbstlichem Glanz. Ich beginne meinen Lauf und habe mir vorgenommen die Distanz eines Halbmarathons in moderatem Trainingstempo zu bewältigen.


Es ist ein wunderbares Laufen. Nachdem ich den Stadtrand verlassen habe wird es ruhig und friedlich. Die Felder, auf denen der Bauer immer noch ewas wächsen lässt, scheinen der Jahreszeit zu trotzen. Die Bäume hingegen haben in den letzten Tagen ihr Laub weitgehend abgeschüttelt. Lange hat es in diesem Jahr gedauert, jedenfalls nach meinem Empfinden und immer gibt es einige Bäume die sich scheinbar von ihrem Kleid nicht trennen können. Aber auch meine beiden Weiden am ersten Bauernhof  haben eingesehen, dass jetzt Zeit ist Abschied zu nehmen. Wie sich doch ihr Aussehen innerhalb eines Monat geändert hat.




Genau ein Monat legt zwischen den beiden Bildern. Jetzt scheint es sich aber doch langsam einzutrüben; so wie die Wettervorhersage es angekündigt hat ziehen die ersten Wolken auf und es wird langsam dämmerig, was aber der Jahreszeit geschuldet ist. Der 31. Oktober war, so zeigt das erste Vergleichsfoto, offensichtlich ein ebenso fantastischer Tag; das Bild ist allerdings am frühen Nachmittag entstanden. Im November vollzieht sich in der Natur der sichtbare Wandel von Herbst zu Winter. Dabei war dieser November überwiegend sanft und mild, ganz im Gegensatz zu seinem Ruf. Ein paar heftige Windstöße und zwei Regenläufe darf ich mein eigen nennen. Es war die Verlängerung von September und Oktober ohne dramatischen Bruch.

Ich bin überwiegend laufend in mich versunken. Dabei wollte ich doch alles noch einmal in mich aufnehmen. So schaue ich jetzt wieder genauer hin und habe großes Glück. Nur etwa 10 Schritte vor mir auf dem Feld ein Bussard. Ohne erkennbare Hast erhebt er sich vor mir; zwei sanfte Flügelschläge reichen und er hat genügend Abstand zwischen uns gebracht. Doch schon bin ich wieder an seinem neuen Landeplatz angelangt. Und dieses Mal fühlt er sich bemüßigt doch etwas mehr Abstand zu dem lästigen Störenfried zu bringen. Was für ein herrlicher Anblick. Solche Begegnungen sind hier selten. Doch in diesem Jahr habe hin und wieder das Glück und gerade meine Beobachtungen im letzten halben Jahr lassen mich vermuten, dass sich Exemplare dieser beeindruckenden Tiere hier in der Nähe angesiedelt haben könnten.

Das Tageslicht macht sich rar. Lange wird es nicht mehr dauern, dann wird es dunkel. Doch noch einmal rafft sich die Sonne auf und durchbricht die aufgezogenen Wolken. Zum letzten Mal in diesem November.

Ich bereite mich innerlich auf die Dunkelheit vor, die mich dann noch etwa eine Stunde begleiten soll. Es ist ein schöner, überaus ruhiger und friedlicher Novemberabend. Ich bin nicht der einzige der laufend unterwegs ist. Zwei einzelne dieser laufenden Spezies begegnen mir. Jeder - und das ist etwas ungewöhnlich - kreuzt zweimal an verschiedenen Stellen meinen Weg.

Inzwischen habe ich die Emscher erreicht. Es ist angenehm, dass sich die Abenddämmerung länger als gedacht hinzieht und ich meinen Weg noch gut im Blick habe. Doch bald schon höre ich die Krähen eher, als dass ich sie sehe. Sie sind ja auch sonst nicht zu überhören. Ich habe den entferntesten Punkt meines Laufes erreicht, ein kleines Stück am Kanal entlang und dann gehts wieder zurück über mir bestens vertraute Feldwege. Der Abend hat Einkehr gehalten, die Dunkelheit hat den Tag verdrängt. Der Weg scheint jetzt noch einsamer, die Luft noch ein wenig kälter. Es geht noch einmal durch kurzes Waldstück und - durch die Bäume hindurch sehe ich schon in einiger Entfernung einen großen beleuchteten Weihnachtsbaum. Den kenne ich schon aus den vergangenen Jahren. Und doch ist es jetzt unvermittelt und überraschend. Erst die alles verschluckende Dunkelheit und jetzt das strahlende Licht in der Einsamkeit. Ich bin angetan, ja begeistert. Es ist eine echte, unverfälschte Stimmung.

Ein Foto hingegen will mir nicht gelingen. Der Akku meines Fotoappartes versagt seinen Dienst. Aber das tut nichts. Es ist jetzt Zeit nach Hause zu laufen. Noch fehlen mir zwei Kilometer für die angestrebte Distanz und ich schlage noch einen kleinen Bogen durch den Dorfkern.Die platschernde alte Wassermühle wird passiert und dann noch an der völlig verdunkelten Sportanlage vorbei. Und dann ist auch mein letzter Novemberlauf des Jahres vorbei.

Keine große Statistik an dieser Stelle. Nur soviel: 14 mal war ich im November Laufen, im Schnitt etwas mehr als 13 Km. Dabei waren vier längere Läufe eben über die Halbmarathondistanz dabei. Mit Überheblichkeit könnte ich sagen, das habe ich jetzt wieder drauf. Mitnichten, ich kenne auch die damit verbundenen Anstrengungen, die gelegentlich neben der Freude auch damit verbunden waren. Indes habe ich damit aber auch eine selbstdefinierte Eintrittskarte gelöst. Viermal im November einen Trainingshalbmarathon, dass war meine Bedingung für die Anmeldung zum nächsten Marathon. Gesagt, getan. Auch angemeldet habe ich mich gestern Abend noch. Doch bis der Lauf am 12. Mai statt findet ist es noch etwas hin. Zunächst erwarten uns die Überraschungen des Winters.

2 Kommentare:

Marcus hat gesagt…

Lieber Dietmar,

das Novemberlicht ist für dieses Jahr endgültig erloschen, um der herrlichen Dezemberpracht zu weichen. Das ist das Leben. Der Ausklang war bei Dir der Sonne und der Helligkeit geschuldet; hier sieht es seit vielen Tagen anders aus, pure Dunkelheit. Richtig hell wird es gar nicht mehr, allein – ich liebe das. Deine Bussardbegegnung freut mich sehr, vielleicht findet sich früher oder später eine Fortsetzung und je öfter derlei passieren wird, desto unwahrscheinlicher wird die Flucht des edlen Bussards.

Ich wünsche Dir eine angenehme Vorweihnachtszeit, genieße auch die dunklen und scheinbar tristen Tage, ehe Du Dich versiehst, steht der 12.05. vor der Tür. Tempus fugit.

Liebe Grüße

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Lieber Marcus,
vielen Dank für die guten Wünsche. Dir auch eine schöne Adventszeit, die heute begonnen hat. Wie prächtig der Dezember letztlich war, werden wir erst am Ende wissen. Heute Morgen in der Dunkelheit habe ich jedenfalls viele Pfützen gefunden, ohne sie zuvor zu sehen, versteht sich. Lustig waren auf alle Fälle meine nicht zu ernst gemeinten Flüche, die aber allenfalls die Vögel gehört haben.

Alles Gute
Dietmar