Dienstag, 11. September 2007

Laufen mit Venus


Es ist schon recht herbstlich geworden. Als ich kurz vor sechs vor die Haustüre trete spüre ich die kühle Morgenluft. Es ist noch fast dunkel. Der angekündigte Regen ist ausgeblieben. Ein klarer frischer Morgen zeichnet sich ab. Am Himmel zeigen sich noch deutlich einige Sterne und groß und sehr hell die Venus. Das hatte ich noch nicht. Aber es ist schön. Ich habe erstmals wieder eine Taschenlampe mit. Durch das erste Stück meiner Strecke, an einer ehemaligen Zechentrasse entlang, kann ich die auch ganz gut gebrauchen. Die Bäume rechts und links verschlucken das erste zögernde Morgenlicht. Als ich das bewaldete Stück verlasse zeigt sich vor mir am Himmel wieder dieser wunderschöne Morgenstern. Ich will langsam laufen und achte auf meinen Puls. Der Himmel ist aufgeteilt in einem Kontrast von wolkenlosen noch fast schwarzen Blau und tiefschwarzen Wolken. Im Osten kündigt ein heller Streifen den Sonnenaufgang an. Aber das wird noch dauern. Ich trete meine zweite Runde an. Nach einer halben Stunde ist es fast schon hell. Die Taschenlampe brauche ich nicht mehr. Da, wo sich keine dunklen Wolken breit machen, zeigt sich jetzt deutlich das Blau des Himmels. Noch zeigt sich die Venus. Hat es aber bei zunehmender Helligkeit schwieriger ihren Glanz zu entfalten. Einige Wolken nehmen eine rötliche Färbung an. Das spiegelt sich in den Pfützen wieder. „Laufen ohne schnaufen“, so hieß vor etlichen Jahren mal eine Trimm-dich-Aktion. Das betreibe ich heute Morgen ausgiebig. Ich komme dabei kaum ins Schwitzen. Den 30-Kilometerlauf habe ich nach nur einem Ruhetag gut verarbeitet. Da ist nichts zurückgeblieben. Ich fühle mich auf gutem Weg. Die dritte Runde. Die Venus ist verschwunden, verschluckt vom Morgenlicht oder von einer dunklen Wolke. Unser gemeinsamer Lauf ist zu Ende. Für mich geht es weiter. Der Sonnenaufgang vollzieht sich unsichtbar. Im Osten hat sich die Wolkenfront doch noch breit gemacht. Nach 80 Minuten habe ich mein Soll erfüllt. Aber das trifft es nicht. Ich habe einfach nur laufend den Morgen genossen. Ich habe gelernt langsam zu laufen, zu sehen, zu hören, zu spüren. Geduld zu haben und es manchmal einfach laufen zu lassen. Heute Morgen hat es sich ausgezahlt.

Keine Kommentare: