Montag, 11. Februar 2013

Ein völlig humorloser Rosenmontagslauf

In den letzten Tagen hatte ich mit traumhaften Winterwetter viel Glück. Etwas Schnee hatte zauberhafte Winterlandschaften gemalt. Die Laufbedingungen waren gut, denn die Wege waren ordentlich begehbar. Dazu sorgte die Februarsonne für erstaunlich helles Licht und der Himmel zeigte sich morgends und abends in den allerschönsten Farben. Am heutigen Rosenmontag allerdings zeigte der Winter auch mal sein bitteres Gesicht; das am Tag der Karnevalsnarren. Beißender Nordostwind ließen Temperaturen um den Gefrierpunkt als klirrende Kälte empfinden. Schon der Blick aus dem Fenster verhieß Ungemütliches.

Egal, die Laufschuhe geschnürrt und dick verpackt wie ein Polarforscher nach draußen vor die Tür. Der Wind hat kein Erbarmen, er begrüsst mich mit grimmiger Maske und schüttelt mich ordentlich durch. Ok, ich bin bereit, wir kämpfen heut` miteinander. Meine Maske vermutlich ebenso bitter wie die des Windes. Die Narren sind in der Innenstadt. Ich bin auf dem offenen Feld und der Wind treibt es mit mir von vorne. Egal, nur einen Kilometer weiter, da habe ich schon ein kleines Waldstück im Blick. Über dem Feld kreist ein Vogel. Ein Bussard? Scheint mir aber zu klein zu sein. Ich nähere mich dem Fluggebiet. Der Vogel versucht Stellung zu halten und geht im steilen Flug nach unten. Dann lässt er sich auf einen Baum nieder, der zu einer Baumschule gehört. Ich komme ganz dicht heran und bleibe vor dem Vogel auf dem Baum stehen. Es dauert eine Sekunde bevor er sich davon macht. Er gehört nicht zu den hier ansässigen Singvögel, die ich kenne. Aber ich bin in Vogelkunde auch nicht gut bewandert. Und so laufe ich dann weiter. Der Wind hält mich jetzt nicht lange auf, denn ich erreiche das Wäldchen, das mich für ein paar Minuten schützt mit der Aussicht, dass ich nach einer kleinen Runde dann Rückenwind haben werde. So kommt es dann auch. Ich werde geschoben und meine Miene hellt sich auf. Ausgleichende Gerechtigkeit  nennt man das wohl. Ich kalkuliere: richtigen Gegenwind werde ich bis nach Hause nicht mehr bekommen.

Kurz vor der nahen Siedlung liegt unter einer Kiefer ein ungewöhnlich großer Zapfen. Ein imposantes Exemplar. Ich halte an und nehme das "Teil" warum auch immer mit. Das Greifen ist wegen meiner "Gletscherhandschuhe" etwas schwierig. Mit dünnen Wollhandschuhe wollte ich mich heute nicht begnügen. Inzwischen ist mir vom Laufen allerdings angenehm warm geworden.

Die letzten dreihundert Meter. Ich lauf unterhalb der ehemaligen Zechenbahntrasse. Schräg oberhalb von meinem Weg aus ein lautes Geräusch, welches ich zunächst nicht zuordenen kann. Ich vermute närrische Jugendliche, die sich zuweilen auf dem Damm herumtreiben. Dann schaue ich doch rauf und entdecke einen Fasan, der sich offensichtlich durch mich äußerst gestört fühlt, wobei auch immer. Er schimpft überaus laut, bis ich endlich weit genug weg bin. Ich bin für heute auch am Ziel, ungeahnt zufrieden.Mit keinem Narr der Welt hätte ich tauschen wollen. 

2 Kommentare:

Täglichläufer hat gesagt…

Lieber Dietmar,

dem schließe ich mich gerne an; ich hätte auch für nichts tauschen mögen. Interessant finde ich die Tatsache, daß ich direkt nach dem heutigen Laufstart auf einen Fasan getroffen bin und vergessen habe, den Racker in meiner Laufdatei einzutragen - Du erinnerst mich nun daran.

Die Welt schien ungemütlich, aber in Wahrheit war der Lauf mehr als lohnend. Mögen ähnlich schöne Läufe folgen.

Liebe Grüße

Marcus

Running Wiesel hat gesagt…

Danke Marcus,
ich meine auch der Lauf war so lohnend weil er auch etwas ungemütlich war. Nehmen wir es wie es kommt und freuen wir uns darüber, dass uns das "Ungemütliche" gelegentlich auch mal herausfordert.
Liebe Grüße
Dietmar